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Dienstag, 20. März 2018

Preston Norton: "Neanderthal Opens the Door to the Universe"

Cliff ist gross. Sehr gross. Und breit. Sehr breit. Ein 2x2m-Koloss, ein Schrank. Und Schüler an der hiesigen High School, an der er aufgrund seiner Masse nicht unter dem Radar fliegen kann, obschon er ansonsten weithin links liegengelassen wird. Sie nennen ihn aufgrund seiner imposanten Erscheinung „Neanderthal“. Cliff ist ein Aussenseiter, nicht beliebt, und weniger gedisst als vielmehr gemieden. Als Mobber überlegt man es sich zwei Mal, wie sehr man sich mit einem solchen Koloss wie Cliff tatsächlich anlegen will. Auch wenn Cliff ein ziemlich gutmütiger Kerl ist, aber: Er ist eben nicht populär und wenn man sich nicht ihm beschäftigt, woher soll man dann wissen, wie brutal, oder eben nicht, jener Riese eigentlich ist.
Cliff entstammt auch keiner angesehenen Familie: Er lebt mit seiner Mutter und dem alkoholsüchtigen Vater in einem ärmlichen Trailerpark, die Familie bewegt sich eher am Rande des Existenzminimums und Cliffs geliebter älterer Bruder hat sich vor fast einem Jahr suizidiert.
Cliff ist genervt. Vor Allem von den Mitschülern an der Happy Valley High School, die sich so widerstandslos in Schubladen einordnen lassen und welche die Schönen und Reichen zu ihren allseits beliebten Königen machen, welche die Sportler unter sich umschwärmen und anhimmeln…

… insbesondere den coolen Sonnyboy Aaron, Star-Quarterback der Schul-Footballmannschaft, Sprössling einer angesehenen Familie mit Geld-Hintergrund. Cliff kann Aaron, nur schon rein aus Prinzip nicht, ausstehen. Und dann verunglückt Aaron, hat ein Nahtoderlebnis und behauptet hernach, Gott begegnet zu sein, der ihm eine Liste vorgegeben hat mit Dingen, die Aaron in die Hand nehmen soll, um die Happy Valley High zu einem besseren Ort zu machen. Und dabei soll Cliff ihm helfen.
Letztlich weiss Cliff selbst zwar nicht, warum er da eigentlich mitmacht, wo fast alle Anderen eher glauben, Aaron habe von seiner Verletzung noch irgendein Hirntrauma behalten, das ihm jene Gottesbegegnung nur vorspielte, aber Cliff macht sich tatsächlich auf, Aaron auf seinem „Verbesserungsfeldzug“ zu unterstützen – und ist plötzlich sozial eingebunden; schließlich erkennt er aufgrund ihrer „Arbeit“ sogar noch ganz neue Seiten an seinem verstorbenen Bruder, dessen Selbstmord er bisher nie wirklich hatte fassen können…

Freitag, 16. Juni 2017

Stephen King & Richard Chizmar: "Gwendy's Button Box"

Gwendy Peterson, Schülerin aus Castle Rock, verbringt die Ferien vor dem Wechsel auf die Middle School damit, täglich die „Suicide Stairs“ zu den Klippen hinaufzulaufen und wieder hinabzusteigen, fest gewillt, ihre überflüssigen Pfunde mittels dieses Sportprogramms zu tilgen. Künftig will sie nicht länger aufgrund ihres Übergewichts gehänselt werden.
Ihre Bemühungen zeigen schon erste Erfolge, als sie auf dem obenliegenden Plateau angekommen, plötzlich von einem Fremden erwartet wird, der sich als Mister Farris vorstellt und eine Kästchen in ihre Obhut gibt, welches mit diversen Knöpfen, in teils unterschiedlichen Farben, welche sich drücken lassen, versehen ist.
Sie wird angehalten, künftig regelmässig einen bestimmten Knopf zu drücken, der das Kästchen eine kleine Schokoladenfigur ausspeien lässt, die himmlisch schmeckt, aber zugleich den weiteren Appetit hemmt, so dass Gwendy keine Lust auf einen möglichen Nachschlag verspüren wird. Ein anderer Hebel fördert jeweils eine alte, wertvolle Münze hervor.
Aber es gibt auch die geheimnisvollen Knöpfe: die pro Erdteil, und den Roten für das große Ganze, „was immer du willst, wann immer du willst; du wirst es wissen“, die nicht wiederholt betätigt werden können und von denen Gwendy bald anzunehmen beginnt, dass ihnen die Macht der Zerstörung innewohnt.

Fortan läuft alles fantastisch für Gwendy, aber die ominöse Box schleicht sich immer wieder in ihre Gedanken; Gwendy fühlt sich auf unangenehme Weise von der Box geleitet und bestimmt und ist sich immer noch unsicher, welches „große Ganze“ der rote Knopf denn eigentlich meint, obschon Mr Farris ihr gesagt hat, sie würde es wissen.
Eigentlich würde Gwendy das Wunschkästchen nur allzu gerne wieder abtreten…

Dienstag, 4. Oktober 2016

Patty Blount: "Some Boys"

Auch etwas mehr als einen Monat, nachdem die Schülerin Grace ihren Mitschüler Zac, einen der populärsten Jungs an ihrer Highschool, nach einer Party der Vergewaltigung bezichtigt hat, geht sie stoisch Tag für Tag zur Schule: einer Schule, in der ihr offensichtlich niemand Glauben schenken mag; einer Schule, in der sie sich nicht nur als Lügnerin, sondern auch als Schlampe, bezeichnen lassen muss.
Alle wissen, dass es zum Sex zwischen Zac und Grace gekommen ist, denn Zac hat eine Filmaufnahme angefertigt und diese, die man nur als Porno bezeichnen kann, online gestellt: Im halbminütigen Clip sieht man Grace sich nie wehren, sieht man sie nie „stop!“ sagen … keiner glaubt Grace, dass sie Zac deutlich abgewehrt hat, ehe sie bewusstlos geworden ist, nachdem sie zuvor zu viel getrunken hatte.
Und ohnehin: Was habe sie denn erwartet, wenn sie sich betrinkt? Wenn sie sich so aufreizend anzieht? ... Victim Blaming in Reinkultur.

In den folgenden kurzzeitigen Ferien findet sich Grace dazu verdonnert, die Schliessfächer zu säubern, an der Seite von Ian wieder, den sie schon so lange toll fand – und der zu Zacs besten Freunden zählt.
Auch Ian fühlte sich schon länger zu Grace hingezogen, aber nun, nachdem sie Zac derart verleumdet, denn Zac kann doch nicht wirklich Grace vergewaltigt haben und vielleicht ist das ja alles nur ein Missverständnis?! Doch Grace weicht keinen Milimeter von ihrer Aussage ab und sie wirkt auch so ganz „anders“, als sei sie tatsächlich traumatisiert, als sei ihr tatsächlich Schlimmes angetan worden … hat Zac vielleicht doch…? Aber nein, das kann doch gar nicht sein?!
Je länger Ian darüber nachdenkt und Zacs Verhalten gegenüber Anderen, insbesondere dem anderen Geschlecht, gegenüber beobachtet, desto mehr gerät er auch darüber ins Grübeln, ob er sich in der Vergangenheit selbst nicht auch schon wie solch ein arroganter, rücksichtloser Idiot aufgeführt hat.
Aber Zac ist einer seiner engsten Vertrauten, und „bros before hoes“ gilt doch vorbehaltlos?!

Samstag, 24. Oktober 2015

Jana Zinser: "The Children's Train - Escape on the Kindertransport"

Sie sind kaum 12 Jahre alt und Freunde. Sie leben mit ihren Familien in Berlin, Ende der 1930er.
Sie sind Juden.
Sie sind Gejagte.

Als der erste Kindertransport gen England organisiert wird, soll dieser auch sie mit in das fremde Land nehmen, in welchem die Eltern ihre Kinder in Sicherheit wissen wollen.
Doch da gibt es auch ihn, den Jungen, der von seinem Vater im letzten Moment aus dem Zug gezerrt wird, weil der den Gedanken nicht ertragen kann, dass die Familie getrennt wird ebenso wie sie, das Mädchen, welches auf den letzten Drücker von ihrer Mutter, die meint, dass man kleinen Mädchen schon nichts Böses antut, gegen den älteren Bruder ausgetauscht wird, der eigentlich schon aufgrund seines Alters nicht mehr zur Teilnahme am Kindertransport berechtigt wäre.
Es gibt ihn, den Jungen, der am Down-Syndrom erkrankt ist und von dem die Eltern meinen, dass er auf ihre Unterstützung angewiesen ist und darum Deutschland nicht verlassen sollte.

Und da ist Peter, der junge Violinist, der Angst vor Fussbällen hat und später doch einmal den Metzgersladen des Vaters übernehmen sollte.
Mit seiner jüngeren Schwester Becca nimmt er am Kindertransport teil, während die jüngste Schwester Lilly, noch ein Baby, bei der Mutter verbleibt, die nach dem Tod des Vaters nicht bereit ist, sich von all ihren Liebsten zu verabschieden.
In England wird Becca von einer gutsituierten Familie aufgenommen, während Peter sich letztlich bei einem Bauerspaar wiederfindet, welches seine Arbeitskraft einfordert und keinen Hehl daraus macht, dass Peter für sie auch nur einer der Jerrys ist, schlimmer: einer der deutschen Juden und die Juden seien doch an Allem schuld.

Als der Krieg auch Grossbritannien ergreift, erinnert sich Peter in Hinblick auf sein gerettetes Instrument vor Allem daran, dass so viele Verwandte, Freunde und Bekannte in Berlin dereinst sagten, dass es vielleicht ja seine Musik sei, die irgendwann alle retten würde.
Deutlich erstarkt schliesst er sich den Widerständigen, die hinter den nun zum Stillstand gekommenen Kindertransporten standen, an und reist mit ihnen zurück nach Deutschland, nach Polen, zu den Nazi-Hauptquartieren, zu den Konzentrationslagern … und kämpft, um sein Leben, um das Leben der Inhaftierten und insbesondere auch um das seiner Mutter, seiner Babyschwester, seiner Freundin aus der Kindheit und all der Bekannten, von denen er gar nicht weiss, ob sie nicht längst schon tot sind.
Um die Freiheit.