Cliff entstammt auch keiner angesehenen Familie: Er lebt mit seiner Mutter und
dem alkoholsüchtigen Vater in einem ärmlichen Trailerpark, die Familie bewegt
sich eher am Rande des Existenzminimums und Cliffs geliebter älterer Bruder hat
sich vor fast einem Jahr suizidiert.
Cliff ist genervt. Vor Allem von den Mitschülern an der Happy Valley High School, die sich so widerstandslos in Schubladen einordnen lassen und welche die Schönen und Reichen zu ihren allseits beliebten Königen machen, welche die Sportler unter sich umschwärmen und anhimmeln…
Cliff ist genervt. Vor Allem von den Mitschülern an der Happy Valley High School, die sich so widerstandslos in Schubladen einordnen lassen und welche die Schönen und Reichen zu ihren allseits beliebten Königen machen, welche die Sportler unter sich umschwärmen und anhimmeln…
… insbesondere
den coolen Sonnyboy Aaron, Star-Quarterback der Schul-Footballmannschaft,
Sprössling einer angesehenen Familie mit Geld-Hintergrund. Cliff kann Aaron,
nur schon rein aus Prinzip nicht, ausstehen. Und dann verunglückt Aaron, hat
ein Nahtoderlebnis und behauptet hernach, Gott begegnet zu sein, der ihm eine
Liste vorgegeben hat mit Dingen, die Aaron in die Hand nehmen soll, um die
Happy Valley High zu einem besseren Ort zu machen. Und dabei soll Cliff ihm
helfen.
Letztlich weiss Cliff selbst zwar nicht, warum er da eigentlich mitmacht, wo fast alle Anderen eher glauben, Aaron habe von seiner Verletzung noch irgendein Hirntrauma behalten, das ihm jene Gottesbegegnung nur vorspielte, aber Cliff macht sich tatsächlich auf, Aaron auf seinem „Verbesserungsfeldzug“ zu unterstützen – und ist plötzlich sozial eingebunden; schließlich erkennt er aufgrund ihrer „Arbeit“ sogar noch ganz neue Seiten an seinem verstorbenen Bruder, dessen Selbstmord er bisher nie wirklich hatte fassen können…
Letztlich weiss Cliff selbst zwar nicht, warum er da eigentlich mitmacht, wo fast alle Anderen eher glauben, Aaron habe von seiner Verletzung noch irgendein Hirntrauma behalten, das ihm jene Gottesbegegnung nur vorspielte, aber Cliff macht sich tatsächlich auf, Aaron auf seinem „Verbesserungsfeldzug“ zu unterstützen – und ist plötzlich sozial eingebunden; schließlich erkennt er aufgrund ihrer „Arbeit“ sogar noch ganz neue Seiten an seinem verstorbenen Bruder, dessen Selbstmord er bisher nie wirklich hatte fassen können…
Preston Norton: „Neanderthal Opens the Door to the Universe“°°°
Dieses Buch erscheint erst Anfang Juni in einer gebundenen
Ausgabe; dies ist ein Jugendbuch, das für Leser ab 14 Jahren konzipiert ist und
sich laut eines Hinweis in meinem eBook auch als Schullektüre von der Mittel-
bis zur Oberstufe eignen soll: Ganz definitiv würde ich mich über diese Lektüre
auch dereinst in meinem Englischunterricht gefreut haben. Dies ist ein
grossartiges Buch, das eigentlich erstmal an mir vorbeigegangen wäre… hätte ich
nicht schon im Oktober eine eMail von NetGalley (US) erhalten, vonwegen Disney hat dich automatisch bestätigt. Lade
dieses Buch jetzt herunter und beginne noch heute zu lesen hinter der ich
erst einmal Spam vermutete: Ich weiss nicht, ob und wo ich jemals ein Buch aus
dem Disney-Verlagsprogramm vorgestellt habe (ich glaube aber nicht), so dass es
für mich einfach fraglich war, dass Disney mir einfach mal so einen Titel über
NetGalley auf’s Auge drücken würde. Wie ich inzwischen herausgefunden habe, ist
das eBook, bevor der Roman ins Endkorrektorat ging/geht, von Disney tatsächlich
sehr breit über NetGalley US hinweg gestreut worden, auch wenn ich nicht weiss,
wie breit und mit welchen Voraussetzungen. Ob es einfach jeder bekommen hat
oder jeder mit ner Mindestanzahl an angeforderten NetGalley-Titeln (in der
Hinsicht war ich zum damaligen Zeitpunkt bereits im dreistelligen Bereich) oder
jeder mit einer vorgegebenen Mindest-Feedbackrate (lag da bei mir definitiv
nicht bei 100%, aber zumindest bei über 90%)… Es war halt definitiv kein Spam,
sondern eine echte Benachrichtigung, und ich habe den Titel erstmal bis in
dieses Jahr hinein nun ruhen lassen. War ja eigentlich eh nur eine Art
Titelvorschlag vonwegen „Hier Disney und hier, kuck mal, vielleicht ist das ja
was für dich. Wenn du’s lesen magst: bitte gerne!“ und noch dazu erscheint der
Roman ja erst jetzt im Juni.
Ich hatte zuletzt ja Amy Lloyds „The Innocent Wife“ schonmal
vorsorglich zu meinem voraussichtlichen Lesehighlight dieses Jahres gekürt und
gesagt, es würde schwer werden, das noch zu toppen. „Neanderthal Opens the Door
to the Universe“ kratzte aber bereits sehr, sehr eifrig an diesem Thron;
persönlich gebe ich „The Innocent Wife“ aber noch ein klitzekleines bisschen
den Vorzug, was sicherlich auch daran liegt, dass ich als Ü30erin einfach einen
näheren Bezug zur „The Innocent Wife“-Protagonistin habe. Noch vor 15 Jahren
hätte der Disney-Neanderthal mein Herz sicherlich mehr zu erobern vermocht,
aber eigentlich sehe ich beide Bücher auch grade ganz weit oben in meinen
Charts, mit kaum einem Platz Abstand.
Cliff tritt in „Neanderthal Opens the Door to the Universe“
als Ich-Erzähler auf und ist dabei sehr scharfzüngig, sehr sarkastisch und in
seinen Aussagen zudem sehr klar. Man lernt seine Ansichten sehr genau kennen; er
ist sehr ehrlich.
An der Happy Valley High School ist längst nicht alles happy: Die Schülerschaft ist auf einen eher konservativen Kurs hin ausgerichtet, mit den üblichen Spiessigkeiten. Auf der Liste steht beispielsweise auch die Zerschlagung der „Jesus Teens“, einen, wie der Name schon verrät, sehr religiösen Club von SchülerInnen, den der liebe Gott also scheinbar als nicht ganz so christlich ansieht. Die Anführerin der Jesus Teens stellt sich nahezu als eine Art Apostel dar und ist nicht nur sauer, dass Gott Aaron (und nicht ihr) erschienen sein soll, sondern auch fassungslos, dass Aaron vehement dafür einsteht, dass Gott die Jesus Teens als Gruppierung nicht mag. Deren Bigotterie zeigte sich in der Vergangenheit unter Anderem darin, dass sie die Gründung eines innerschulischen Gay-Clubs verhinderten, in dem sie kurzerhand alle extracurricularen Clubs, Teams, AGs… verbieten liessen, um letztlich für alle Anderen doch wieder Ausnahmegenehmigungen einzuholen, weil jene in schulischem Kontext stünden (die Footballmannschaft passt zum Sportunterricht; die Foto-AG hat was mit dem Kunstunterricht zu tun…) – im Gegensatz eben zum Gay-Club. Nun gibt es auch nur einen offen homosexuellen Schüler, der regelmässig Proteste und Verwünschungen über sich ergehen lassen muss… erschreckend, aber auch bezeichnend, ist hier der Fakt, dass man die „Jesus Teens“ einfach machen lässt. Aber auch machen lässt, weil man fürchtet, sonst wegen Zensur angegriffen zu werden.
Generell sind die Schüler der Happy Valley High School strikt in derlei Gruppen einzuteilen: Entweder man gehört irgendwo klar dazu, oder aber ist ein Aussenseiter; es gibt auch keine echten Überschneidungen zwischen den diversen Gruppierungen: da ist man ziemlich fix in seinem eigenen Mikrokosmos. Eingangs ist es demzufolge fast ein grösseres Thema, dass der beliebte Aaron sich ausgerechnet mit dem Riesen Cliff zusammentut als dass Aaron von Gott eine Aufgabenliste erhalten haben will. Da brechen letztlich Grenzen auf, weil sich einige andere Mitschüler aus ihren kleinen Umfeldern lösen und um Aaron und Cliff herum eine sehr einzigartige Clique entsteht, die aus Schülern besteht, die im Prinzip alle nichts gross mit irgendwem anders gemein haben, und die aufzeigt, dass dort jeder seinen Platz hat. Diese Vielfalt zeichnet jene Clique letztlich auch aus, die nicht nur aus einem Einheitsbrei ähnlicher Personen besteht, und dabei absolut lebendig erscheint, also nicht wie eine „Notzusammenkunft von reinen Aussenseitern“ wirkt.
An der Happy Valley High School ist längst nicht alles happy: Die Schülerschaft ist auf einen eher konservativen Kurs hin ausgerichtet, mit den üblichen Spiessigkeiten. Auf der Liste steht beispielsweise auch die Zerschlagung der „Jesus Teens“, einen, wie der Name schon verrät, sehr religiösen Club von SchülerInnen, den der liebe Gott also scheinbar als nicht ganz so christlich ansieht. Die Anführerin der Jesus Teens stellt sich nahezu als eine Art Apostel dar und ist nicht nur sauer, dass Gott Aaron (und nicht ihr) erschienen sein soll, sondern auch fassungslos, dass Aaron vehement dafür einsteht, dass Gott die Jesus Teens als Gruppierung nicht mag. Deren Bigotterie zeigte sich in der Vergangenheit unter Anderem darin, dass sie die Gründung eines innerschulischen Gay-Clubs verhinderten, in dem sie kurzerhand alle extracurricularen Clubs, Teams, AGs… verbieten liessen, um letztlich für alle Anderen doch wieder Ausnahmegenehmigungen einzuholen, weil jene in schulischem Kontext stünden (die Footballmannschaft passt zum Sportunterricht; die Foto-AG hat was mit dem Kunstunterricht zu tun…) – im Gegensatz eben zum Gay-Club. Nun gibt es auch nur einen offen homosexuellen Schüler, der regelmässig Proteste und Verwünschungen über sich ergehen lassen muss… erschreckend, aber auch bezeichnend, ist hier der Fakt, dass man die „Jesus Teens“ einfach machen lässt. Aber auch machen lässt, weil man fürchtet, sonst wegen Zensur angegriffen zu werden.
Generell sind die Schüler der Happy Valley High School strikt in derlei Gruppen einzuteilen: Entweder man gehört irgendwo klar dazu, oder aber ist ein Aussenseiter; es gibt auch keine echten Überschneidungen zwischen den diversen Gruppierungen: da ist man ziemlich fix in seinem eigenen Mikrokosmos. Eingangs ist es demzufolge fast ein grösseres Thema, dass der beliebte Aaron sich ausgerechnet mit dem Riesen Cliff zusammentut als dass Aaron von Gott eine Aufgabenliste erhalten haben will. Da brechen letztlich Grenzen auf, weil sich einige andere Mitschüler aus ihren kleinen Umfeldern lösen und um Aaron und Cliff herum eine sehr einzigartige Clique entsteht, die aus Schülern besteht, die im Prinzip alle nichts gross mit irgendwem anders gemein haben, und die aufzeigt, dass dort jeder seinen Platz hat. Diese Vielfalt zeichnet jene Clique letztlich auch aus, die nicht nur aus einem Einheitsbrei ähnlicher Personen besteht, und dabei absolut lebendig erscheint, also nicht wie eine „Notzusammenkunft von reinen Aussenseitern“ wirkt.
Da Cliff hier der Erzähler ist, bleibt „Neanderthal Opens
The Door to The Universe“ natürlich auf sein direktes Umfeld und ihn
konzentriert und man erkennt auch eine deutliche Wandlung vom sarkastischen
Kerl, der sich auch selbst im Abseits gehalten hat, zu einem sozial recht
eingebundenen Kerl, der seinen vorläufigen Platz im allgemeinen Mikrokosmos der
High School findet und dem man auch zutraut, dass er nach dem Abschluss
weiterhin seinen eigenen Weg gehen wird, mit offenen Augen sowie offenen Armen.
Es geht in diesem Roman weniger um „glücklich und zufrieden, auf immer und ewig“ als darum die aktuelle Situation immer so gut wie möglich zu machen und zu meistern. Theoretisch hätten Aaron und Cliff ja doch auch auf die Liste pfeifen können: Ihre Zeit auf der Happy Valley High neigt sich dem Ende zu, und was dort nach ihrem Abschluss so vor sich geht, betrifft sie nicht weiter und auch ihre Jahrgangsstufe würde sich in alle Winde verstreuen… nichtsdestotrotz fühlen sie sich den Punkten auf der Liste gegenüber irgendwie verpflichtet.
Es geht in diesem Roman weniger um „glücklich und zufrieden, auf immer und ewig“ als darum die aktuelle Situation immer so gut wie möglich zu machen und zu meistern. Theoretisch hätten Aaron und Cliff ja doch auch auf die Liste pfeifen können: Ihre Zeit auf der Happy Valley High neigt sich dem Ende zu, und was dort nach ihrem Abschluss so vor sich geht, betrifft sie nicht weiter und auch ihre Jahrgangsstufe würde sich in alle Winde verstreuen… nichtsdestotrotz fühlen sie sich den Punkten auf der Liste gegenüber irgendwie verpflichtet.
„Neanderthal Opens the Door to the Universe“ ist sicherlich
kein klassisches Disney-Märchen; ich fand es teils schon auffällig, von wie
vielen Echtweltproblemen wie Mobbing, Drogen, Suizid, häusliche Gewalt,
religiöser Extremismus, Vorurteilen… hier die Rede war. Die Handlung
ist ein ziemlicher John-Green-Inhalt und ich sehe den Titel aktuell als einen
heissen Anwärter auf den Michael L. Printz Award 2019. Ich habe es schon vor
fast zwei Wochen gelesen und denke über den Inhalt immer noch ein wenig nach,
von daher:
_____
Preston Norton: „Neanderthal Opens the Door to the Universe“
- ein sehr eindrücklicher und
nachhallender Jugendroman; ein Abziehbild einer typischen Gesellschaft sowie
ein schönes Plädoyer, nicht stillzustehen, sondern immer um Besserung bemüht zu
sein und sich nicht von Vorurteilen und Vorverurteilungen lenken zu lassen!
_____
„Neanderthal Opens the Door to the Universe“ von Preston Norton, erscheint im Juni 2018
Amazon: gebundene Ausgabe (16,99€ [416 Seiten])*
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