Denn wie kann ich sagen, dass diese bestimmten zehn Bücher unbedingt gelesen sein sollten, wenn es vielleicht zehn, zwanzig, dreissig, …, hundert, tausend andere Bücher gibt, die ich (noch?) nicht gelesen habe und welche ich nach ihrer Lektüre doch noch als so viel wichtiger als jene zehn Bücher, die ich heute aufführen würde, einstufen würde?
Ich möchte auch niemandem eintrichtern, dass man dieses oder jene Buch gelesen haben sollte, keinem sagen, was man gelesen haben muss, denn muss man? Das Leben ist zu kurz und die Auswahl an Büchern viel zu gross als dass man je etwas lesen sollte, was man nicht lesen will.
Heute nimmt übrigens auch die Blogaktion „Buch-Donnerstag“ von Lara („Lissianna schreibt“) ihren Anfang, in der man von einem Buch erzählt, das einen in der vergangenen Woche überzeugt oder zumindest schonmal zu überzeugen begonnen hat. Vielleicht mag da ja auch noch der Ein oder andere von euch mitmachen?
Ich habe mich durch Laras Aktion nun jedenfalls inspiriert gefühlt, die heutige TopTenThursday-Frage auch so zu verstehen als erkundigte sie sich nach zehn Büchern, die mich gemeinhin bislang besonders überzeugt haben, quasi „Buch-Highlights meines bisherigen Lebens“.
Ich weiss nicht, ob diese Bücher für jeden Leser bedeutsam wären, vermutlich nicht, aber mir haben sie zumindest das Ein oder Andere aufgezeigt, so manchen Denkanstoss geboten, mich so oder so einfach beeindruckt – und wahrscheinlich auch in diversen Ansichten und Verhaltensweisen beeinflusst.
Ich denke übrigens nicht, dass ich in dieser speziellen Hinsicht unbedingt zehn Bücher benennen werde können, aber eine Handvoll werde ich sicherlich aufzählen können!
John Grisham: „A Time to Kill“* („Die Jury“)
Tatsächlich hat mich dieser Roman so sehr mitgerissen, dass ich auf ihn Bezug nehmend dereinst eine Facharbeit über die Aufhebung der Rassentrennung in den Staaten geschrieben habe, grade hinsichtlich der der Jury schlussendlich gestellten Frage: „Was, wenn der Vater weiss gewesen wäre? Was, wenn es Ihre Tochter gewesen wäre?“
Ich wollte um die kriminalstatistischen Unterschiede zwischen Farbigen und Weissen in den Staaten wissen, ob es bezüglich Gerichtsverfahren und Verurteilungen tatsächlich immer noch signifikante Unterschiede gäbe: Ja. Definitiv ja.
Prozentual gesehen wurden von Farbigen und Weissen gleich viel Straftaten begangen, aber gemäss meiner Recherchen wurden Farbige für die gleichen Verbrechen sehr viel härter bestraft als Weisse.
Das Fazit meiner Facharbeit (deren exakter Titel übrigens "Desegregation in the USA, in refer to 'A Time to Kill' by John Grisham" lautete) fiel letztlich so aus, dass es im juristischen Bereich kaum eine Aufhebung der Rassentrennung gegeben hat.
Ich fand das so erschreckend und ich muss mir während des Lesens des Schlussplädoyers immer noch die Tränen verkneifen; es steckt viel zu viel trauriger Wahrheit darin.
Nando Parrado: „72 Tage in der Hölle – Wie ich den Absturz in den Anden überlebte“*
„Irgendwie etwas davon habe ich schonmal gehört?!“ bzw. „Hat Stephen King nicht in Shining auch sowas erwähnt gehabt?“ heisst es meistens, kommt das Gespräch auf Flug 571, der mit einer recht bekannten Rugby-Mannschaft im Oktober 1972 in den Anden abstürzte und nicht lokalisiert werden konnte, sodass die Suche nach einer knappen Woche eingestellt wurde, da man ohnehin auch nicht mit Überlebenden rechnete. Allerdings hatten den Absturz zunächst mehr als die Hälfte der Insassen überlebt und nachdem sie, auf Rettungsmannschaften wartend, im Radio vernommen hatten, dass jene Mannschaften nicht kommen würden, hatten sie nur die Wahl zwischen „in ihren Sommerklamotten erfrieren“ (denn es war ja niemand darauf eingestellt, sich abgestürzt im eisverkrusteten, verschneiten Hochgebirge Südamerikas wiederzufinden) oder „selbst Hilfe holen“.
Aber wie holt man Hilfe, ohne jedwede Ausrüstung, ohne jedwede Klettererfahrung, noch dazu, wo niemand unverletzt geblieben war?
Und wie überlebt man ohne Vorräte?
Exakt: Das war jener Flugzeugabsturz, bei dem die Überlebenden nur deswegen nicht verhungerten, weil sie die Leichen der Verstorbenen assen.
„72 Tage in der Hölle“ ist die autobiografische Erzählung Nando Parrados, der Teil dieses Sportteams war, mit in diesem Flieger sass und letztlich einer der Beiden war, die ins Tal hinabgeklettert sind.
Parrados Geschichte hat mich extremst beeindruckt, aber auch zum Nachdenken gebracht: Ich bin pro Sterbehilfe und ich kann es mir einfach nicht vorstellen, irgendwann einfach nur dahinzusiechen (und auf den natürlichen Tod zu warten), aber da gab es eine Szene, in der ein Schwerverletzter zu seinen von ihm eingeräumten höllischen Schmerzen befragt wurde und er freute sich, sagte: „Solange ich noch Schmerzen spüren kann, weiss ich, dass ich noch lebe.“
Diese Aussage hat mich doch sehr darüber nachdenken lassen, ob diese Sichtweise so unüblich wäre oder ob ich meine Familie nicht doch auch instruieren sollte, dass ich, sollte es auch kaum noch Hoffnung geben, doch lebenserhaltende Massnahmen wünschte – und da hat mich die Geschichte wirklich ins Grübeln gebracht, denn andererseits gab es auch die Verletzten, die darum baten, getötet zu werden und Diejenigen, die lieber verhungern wollten als Menschenfleisch zu essen.
Das hat mich wirklich sehr nachdenklich über meinen eigenen Lebenswillen in derlei Extremsituationen philosophieren lassen, zumal es angesichts Parrados eigener erlittener Verletzungen eigentlich auch absolut unfassbar ist, dass er es gemeinsam mit einem Mitstreiter schliesslich geschafft hat, Hilfe herbeizuholen.
An Rutgers: „Die Kinderkarawane“
Da hat mich der Blick auf die Amazon-Rezensionen* ja nun befremdlich schmunzeln lassen, denn da scheint es nur „hui“ oder „pfui“ zu geben, wobei ich mich im Falle der „Pfui“-Bewertern der Kommentarstimme anschliessen möchte, die vermutete, dort habe eine Schulklasse dieses Buch aufgezwängt bekommen, wohl mit der Aufgabe, es auch zu rezensieren. Offensichtlich fanden es viele Schüler doof – oder zumindest einer hat es gelesen und fand es doof, während die Anderen dann meinungstechnisch bei ihm abgeschrieben haben. Denn die negativen Stimmen klingen doch verdächtig gleich, bemängeln einerseits, dass es zuviele Actionszenen gab und andererseits, dass es langweilig gewesen wäre, zumal man ja wusste, dass die Kinder es schaffen würden.
Wir mussten „Die Kinderkarawane“ auch in der 5. Klasse lesen (und ich erinnere mich auch absolut nicht daran, dass der erforderliche Wortschatz zum Verstehen des Romans zu umfangreich und noch zu fremd gewesen sei als dass wir Probleme mit dem Textverständnis gehabt hätten, wohingegen auch die „zu schwierige Sprache für Kinder“ in den Amazonmeinungen angemerkt wird [entweder lesen das heutzutage schon Zweitklässler oder ich war auf einer Eliteschule?!]); ich habe das so geliebt.
Die Kinderkarawane basiert auf einer wahren Geschichte: Mitte des 19. Jahrhunderts haben die Sager-Kinder nach dem Tod ihrer (während der Reise gestorbenen) Eltern sich von dem Treck getrennt, mit dem sie ursprünglich unterwegs waren und der nun beschlossen hatte, statt nach Oregon nach Kalifornien zu ziehen. Die Kinder sind alleine weiter gen Oregon gezogen, was natürlich eine sehr beschwerliche und auch gefährliche Reise durch die Wildnis und durch die Berge bedeutete, die in „Die Kinderkarawane“ entsprechend aufregend und riskant dargestellt wird.
Wie gesagt: Ich mochte diese Geschichte total gerne und habe mich damals gefragt, ob ich persönlich auch eine solche Stärke wie die hochentschlossenen Sager-Kinder zeigen könnte, ob ich mir überhaupt zutrauen würde, diesen Weg nur auch heute, wo er ja längst erschlossen ist, auch mit Gleichaltrigen oder Jüngeren nachzugehen.
Ich wäre gewillt gewesen, es zu versuchen, war mir aber auch sicher, vorzeitig aufzugeben.
(Ich denke, ich würde die Strecke heute in meinem Erwachsenendasein nichtmals zu pilgern schaffen.)
Alexandre Dumas d.J.: „Die Kameliendame“* (als eBook kostenlos erhältlicher Klassiker)
„Die Kameliendame“ ist zweifelsohne einer meiner liebsten, wenn nicht gar mein allerliebster, Klassiker: Ich mag diese Geschichte rund um die nicht standesgemässe Romanze zwischen dem gesellschaftlich hochangesehenen Armand und der Kurtisane Marguerite insbesondere deshalb, weil sich hier nicht einfach Beide über alle Standesdünkel erhoben haben bzw. just miteinander durchgebrannt sind, sondern Marguerite letztlich sogar ihre Liebe und im Prinzip auch sich selbst zu opfern bereit war, damit Armand nicht ins Unglück stürzte bzw. verstossen werden würde.
Gut, vielleicht oder eher wahrscheinlich würde sie für ihre Beziehung gekämpft haben, hätte sie sich noch fitter gefühlt, aber ich mochte diese Reflektion, mit der der Kopf über das nachdachte, was das Herz sagte.
Ausserdem war „Die Kameliendame“ wohl der erste von mir gelesene Roman, in dem sie die Zügel in der Hand hielt und die die Richtung vorgebende Person war, während er einfach nur liebeskrank daherkam.
Für mich ist Marguerite einfach eine der stärksten Protagonistinnen der Literaturgeschichte und ich würde mir wünschen, es gäbe wieder mehr Figuren von ihrem Schlag!
Klar wird in der "Kameliendame" auch stark die damalige Doppelmoral fokussiert, die es zwar erlaubte, auch offen mit Kurtisanen umzugehen, es aber verbot, tiefere geschweige denn offizielle Bindungen zu ihnen zu unterhalten. Aber diese Gesellschaftskritik hat mich weniger erreicht als die Art Marguerites.
Frank Wedekind: „Frühlings Erwachen“* (als eBook kostenlos erhältlicher Klassiker)
Noch eine Schullektüre, diesmal eine in der 8.Klasse gelesene, und nach wie vor eines meiner liebsten Dramen: Ende des 19. Jahrhunderts erschienen erzählt es von einer Gruppe Pubertierender, die vornehmlich mangelhaft bis gar nicht aufgeklärt sind und denen gegenüber auch bekräftigt wird, dass es sich nicht schickt, über die physische und psychische Entwicklung zu reden, die ihnen während dieser Jugendzeit nun widerfährt.
Mit ihren Fragen alleingelassen versuchen diese selbst zu beantworten und auch mit ihren oftmals sicherlich hormonell bedingten Verstimmungen klarzukommen.
Dabei finde ich, dass dieses Drama doch sehr zeitlos ist, da es neben Themen wie der sexuellen Aufklärung und der Sexualmoral, da unter Anderem auch Homosexualität, auch Depressionen bis hin zu suizidalen Gedanken, häusliche Gewalt etc. angesprochen werden.
Ich habe aus „Frühlings Erwachen“ sehr viel in Sachen Verantwortung mitnehmen können.
Antoine de Saint-Exupéry: „Der kleine Prinz“*
Weil nur schon die Aussage, dass man nur mit dem Herzen gut sieht und das Wesentliche für die Augen unsichtbar ist, nach wie vor eine der wichtigsten Aussagen ist, die man in einem Buch finden kann und weil die Geschichte drumherum einfach zauberhaft ist.
Weiter führe ich das hier gar nicht aus. Und meine TTT-Liste für heute ist damit auch schon an ihrem Ende angekommen!
Hallo Tanja,
AntwortenLöschenden heutigen TTT hast du sehr schön interpretiert. Ich habe mir auch schwer getan, weil ich mir nicht anmaßen möchte, zu bestimmen, was jemand gelesen haben sollte. Daher habe ich Bücher ausgewählt, von denen zumindest jeder schon einmal gehört haben sollte. Da sind es halt großteils Klassiker geworden.
Auf "Der kleine Prinz" habe ich leider vergessen.
Liebe Grüße,
Nicole
Hi,
AntwortenLöschenoh 72 Tage in der Hölle habe ich auch gelesen. Hat mich auch ungemein berührt. Ist schon eine irre Geschichte.
Hier geht es zu meinem Beitrag
lg
Marie
Hey, interessante Auswahl nur leider kenne ich keins davon.
AntwortenLöschenHier ist meine: http://lissianna-schreibt.jimdo.com/2015/11/12/aktion-top-ten-thursday-234/
Lg Lara
Huhu!
AntwortenLöschenOh, warum nehmt ihr denn das Thema so ernst ;) Natürlich kann man dabei nicht für alle sprechen, aber ich fand es schön, mal ein bisschen in meinem "Bücher-Gedächtnis" zu stöbern und auch mal ältere rauszukramen, die mich sehr beeindruckt haben und die ich auch anderen empfehlen würde!
Von deiner Liste kenne ich leider nur "Der kleine Prinz" - und auch wenn sehr viele sehr begeistert sind davon, ich kann mit dem Buch nix anfangen ...
Liebste Grüße, Aleshanee
Meine Top Ten Liste
Der kleine Prinz ist auch auf meiner Liste :)
AntwortenLöschenHier kommst du zu meinem Beitrag
http://bubobuboslesewelt.blogspot.de/2015/11/top-ten-thursday-1.html
Hallöchen,
AntwortenLöschenalso ich hab auch überlegt, ob ich einen John Grisham mit auf die Liste nehme. "Die Jury" ist definitiv eine sehr gute Wahl. :-) Mit "Der kleine Prinz" konnte ich leider gar nichts anfangen. Aber Geschmäcker sind halt verschieden.
LG Sebastian
Hallo Tanja,
AntwortenLöschen"Der kleine Prinz" ist natürlich einmalig. :) Das Buch fehlt leider auf meiner Liste.
Liebe Grüße
Nicole
Huhu,
AntwortenLöschenMir ist von dir leider nur Der kleine Prinz bekannt :D
Die restlichen kenne ich leider nicht.
Alles Liebe
Nadine
Hey
AntwortenLöschenIch kenne bis auf "Der kleine Prinz" und "Die Jury" kein Buch deiner Liste, aber kennen heißt hier auch nicht lesen. Somit sind mir eigentlich alle Bücher deiner Liste unbekannt , was das lesen angeht.
Aber eine interessante Liste! Wünsch dir einen schönen Abend.
Liebe Grüße
Katja
Hallo Tanja,
AntwortenLöschenoh wow, deine genannten Bücher kenne ich echt alle nicht. :D Aber gut, es gibt so viele Bücher, da ist es schwer, alle zu kennen. :)
Der kleine Prinz möchte ich aber irgendwann mal lesen!
Liebe Grüße,
Anna
Huhu!
AntwortenLöschen"Die Jury" habe ich vor Ewigkeiten gelesen, ich kann mich aber erinnern, dass es mich damals auch sehr beeindruckt hat. Danach hat mich irgendwie kein andere Buch von Grisham wirklich fesseln können, warum auch immer...
Stimmt, ich denke auch, dass da eine Schulklasse "Die Kinderkarawane" rezensiert hat, das kann sonst gar nicht sein, dass so viele verschiedene Leser genau die gleichen Argumente benutzen...
Hach ja, der kleine Prinz... Ich liebe diese Geschichte, und ich habe auch die Umsetzung vom Tanztheater Regenbogen geliebt.
LG,
Mikka