Sonntag, 29. November 2015

Tanya Vought: "Granted Wishes" ("The Granted"-Reihe, Band 1)

Mit Anfang 30 ist Gracelynn Calhoun bereits seit drei Jahren Witwe und noch immer zutiefst in ihrer Trauer gefangen. Ihre engsten Freunde Ben und Cassie, zugleich ihre Vorgesetzten, teilen ihr Ende November unvermittelt mit, dass sie am Ende des Tages in einen vierwöchigen Urlaub aufzubrechen hat, der bereits für sie arrangiert wurde und in welchem sie sozusagen zurück ins Leben finden soll, denn auch wenn sich Gracelynn seit dem Tod ihres Mannes Angelos in ihrer Arbeit zu vergraben versucht, fiel doch längst auf, dass sie ihre Arbeit weniger routiniert als vielmehr immer gleichgültiger erledigte.
Gracelynn stellt zwar entsetzt fest, dass dieser Urlaub bedeutet, man schickt sie in der Weihnachtszeit, in der die Trauer sich am Stärksten bemerkbar macht, alleine fort, fügt sich der Urlaubsanweisung letztlich aber.

Auf dem Weg zu ihrem unbekannten, in ihr GSP einprogrammiertem, Ziel gerät sie kurz vor Erreichen desselben in eine unerwartete Schneewehe und wird im selben Moment, als das Navi verkündet, sie habe ihr Ziel erreicht, von Giovanni Antonetti angefahren.

Dieser nimmt sie kurzerhand mit in die von ihm bewohnte, sehr wohnliche und recht geräumige, Hütte, in der sich Gracelynn zunächst vom Unfall erholen soll.
Beide fühlen sich sofort sehr vertraut miteinander und ungemein voneinander angezogen, doch Gracelynn scheut sich, nach Angelo einen anderen Mann in ihr Leben zu lassen und auch Gio scheint nach einer scheinbar gescheiterten Beziehung nur noch wenig Vertrauen in die Liebe zu haben.
Um ihnen beiden ein wenig Abstand einzuräumen, siedelt Gracelynn nach wenigen Tagen in Gios Hütte in das schäbige Motel der Stadt „New Hope“ um, in welcher sie mit der Barista Kat, Gios Schwester, und der Ladenbesitzerin Anne, Gios Oma, gleich neue Freundinnen findet.

Zudem ist da noch der Brief ihres verstorbenen Mannes Angelo, der sich in ihrem Gepäck finden liess – und der an Gio gerichtet war, denn nicht von ungefähr erinnerte Gio Gracelynn eingangs direkt an Angelo.
Weiterhin sind da die Stimmen, die sowohl Gio als auch sie neuerdings vernehmen können und die die Beiden offenbar immer mehr aufeinander zusteuern lassen, wollend, dass jeder von ihnen glücklich wird, wahrscheinlich miteinander …


Tanya Vought: „Granted Wishes“ (The Granted Series Book 1)


Offiziell wird „Granted Wishes“ als im Februar 2015 erschienener, erster Teil der „The Granted“-Reihe aufgeführt, wobei ein nächster Teil hier noch nicht in Sicht zu sein scheint: Ohnehin ist „Granted Wishes“ auch als in sich komplett abgeschlossener Roman eigenständig zu lesen.

Dabei spricht die Geschichte wohl vor Allem Diejenigen an, die sowohl schicksals- als auch geister- bzw. engelsgläubig sind: Grade die Engelsymbolik wird hier wieder und wieder zur Sprache gebracht und die gehörten Stimmen werden doch sehr deutlich als „aus dem Himmel heraus gesendet“ dargestellt.
Dabei wird diese Spiritualität teils sehr extremisiert: Ich fand es zumindest sehr obskur und überzogen, als Gracelynn am Grab ihres Mannes letztlich sogar dieser als Geist erschien, mit dem sie gar über den Friedhof tanzte, während er (!!!) Missverständnisse ausräumte [sic!], die zwischen Gracelynn und Gio zwischenzeitlich entstanden waren. Für mich spiegelte grade diese Szene auch die grösste Schwäche der Geschichte wieder: Sowohl Gracelynn als auch Gio schienen Konflikte nicht ohne die aus dem Nichts erklingenden Stimmen lösen zu können bzw. verhielten sich oftmals sehr unschlüssig und gingen der eigenen Selbstreflektion vor Allem dadurch aus dem Weg, dass sie sich völlig von den Stimmen anleiten liessen.
Grade in Konfliktsituationen erschienen mir die Beiden ohne diese „himmlischen Befehle“ völlig hilflos zu sein.

Auch einige Widersprüche bzw. Dinge, die ich einfach nicht verstanden habe, fielen mir auf: Das fing bereits mit Gracelynns kleinem Auffahrunfall auf dem Weg zu ihrem Bestimmungsort an, der knappe vier Stunden Autofahrt von ihrer Heimat entfernt liegen sollte und nun ja, amerikanische Highways sind halt keine geschwindigkeitsbegrenzungsfreien deutschen Autobahnstrecken, der Hyundai, den Gracelynn fuhr, kann man auch mit keinem Ferrari verwechseln, also so extrem weit entfernt kann ihr anvisiertes Ziel gar nicht gelegen haben und ihr Navi deutete ja bereits bei Antritt der Fahrt an, dass die Fahrt rund vier Stunden dauern würde.
Dabei wird Gracelynn sicherlich so ungefähr gewusst haben, welche Regionen in der Richtung lagen, in die sie geleitet wurde und dann soll sie dort, Ende November, letztlich von Schneeverwehungen komplett überrascht worden sein? Ob es dort sonst nie in der Vorweihnachtszeit schneite?!
(Ich meine, wenn man mich Ende November einfach nur anweisen würde, vier Stunden beispielsweise eben in südöstlicher Richtung zu fahren, wüsste ich, dass ich direkt auf die Hochalpen zufahre – und Gracelynn wird auf ihrer Fahrt doch bestimmt auch diverse Städte passiert haben, so dass sie definitiv gewusst haben sollte, auf welches Gebiet sie zusteuerte.)
Aber für mich klang das innert der Erzählung einfach so, als sei sie Ende November ohne Winterreifen und sowieso gen Bergregion zugesteuert und ich wunderte mich noch, dass ihre Freunde sie so losgeschickt hatten, ohne sicherzustellen, dass Gracelynns Auto überhaupt entsprechend strassentauglich war.
Gut, vielleicht schneite es da sonst ja wirklich nie, anders ist auch kaum zu erklären, dass das Wetter vorher absolut nicht auffällig war, aber *wusch*, schien sich Gracelynns Auto inmitten einer über die Strasse rollenden Schneewelle zu befinden (und es hätte mich ehrlich gesagt angesichts der Darstellung auch kaum verwundert, wäre sie mitsamt ihres Hyundais davongeschwebt, um sich plötzlich in Oz wiederzufinden).

Dann klingt es eingangs so, als sei ihr Mann krankheitsbedingt verstorben; sehr weit am Ende (als ich mich aus diversen Gründen, die ich des Spoilerns wegen hier nicht weiter ausführen werde, schon stark wunderte, wieso Gracelynns Schwiegereltern weithin ignoriert wurden) wurde dann aber sehr beiläufig herausgestellt, dass er gemeinsam mit seinen Eltern tödlich verunglückt war.
Das war allerdings so schwammig (als sei zuvor nicht wiederholt auf seine Erkrankung verwiesen worden, sondern als sei stattdessen ständig sein Unfalltod erwähnt worden), dass ich, als das erste Mal die Frage nach dem Unfallschuldigen gestellt wurde, nur ein riesiges Fragezeichen über meinem Kopf hatte und schon überlegt habe, wessen Tod ich hier denn nun verpasst hatte.
Also solltet ihr „Granted Wishes“ auch lesen: Angelo ist dann doch nicht an seiner Krankheit, sondern an den Folgen eines Autounfalls gestorben; nicht verwirren lassen!

Was mich an Gracelynn und Gio ganz besonders genervt hat: Eigentlich war es ja bei Beiden Liebe auf den ersten Blick und sie haben sich auch immer freimütig gegenseitig eingeräumt, welche Empfindungen sie jeweils ineinander auslösten.
Es hätte also so einfach sein können.
Aber nein, da wurde sich dann mal geküsst – und sich dann beteuert, dass man wenn dann eine langfristige Beziehung wünschte.
Alles klar?! Nein, nicht bei den Beiden.
Die Beiden blieben sich auf freundschaftlicher Basis verbunden, küssten sich wieder und beteuerten sich, dass man sich ein Leben ohne den Anderen gar nicht mehr vorstellen könne.
Alles klar?! Nein, nicht bei den Beiden.
Die Beiden blieben sich auf freundschaftlicher Basis verbunden, küssten sich wieder und beteuerten sich, dass sie schon lange kein so intensives Gefühl der Liebe mehr empfunden hatten.
Alles klar?! Nein, nicht bei den Beiden.
Die Beiden blieben sich auf freundschaftlicher Basis verbunden, küssten sich wiederum und beteuerten sich, dass, ach, egal, weil danach war ja immer noch nicht alles klar bei den Beiden.
Zwischenzeitlich hatten sie sich übrigens schon mit symbollastigen, sauteuren Geschenken überhäuft; und das spoilere ich jetzt, um das Extreme zu verdeutlichen: Sie hat sich sogar tätowieren lassen, um ihn immer bei sich zu tragen!; also aber zu einem Zeitpunkt, an dem die Zwei prinzipiell immer noch lediglich auf freundschaftlicher Basis verbunden gewesen sein sollen.
Hallo?! Was sollte denn dieses absolut sinnlose und in meinen Augen völlig fragwürdige Kuss-Liebesbeteuerung-Nichtzusammensein-System?!

Ich dachte hier beim Lesen echt so unglaublich oft, dass die Zwei das mit der ganz offiziellen Beziehung nun endlich gepackt hätten, um mich gleich darauf von der weiteren Geschichte belehren zu lassen, dass sie einander immer noch nicht als Partner ansahen, dass es mich irgendwann wirklich so sehr nervte, dass ich überlegte, die nächsten paar Kapitel zu überspringen, weil sie in denen wahrscheinlich eh nur in leidenschaftlichen Küsse und liebesdurchtränkten Bekundungen versunken wären, ohne danach tatsächlich ein Paar zu sein.
Tatsächlich hätte man so diverse Kapitel einsparen können und mit etwas weniger dieser „Wir küssen uns voller Inbrunst, haben uns gegenseitig das Herz gestohlen, aber das bedeutet doch noch nicht, dass wir nun ein Paar sind!“-Szenen hätte auch ich „Granted Wishes“ noch als recht romantisch-schmalziges Weihnachtsmärchen empfinden können, quasi als ein 3-von-5-Sternen-Werk.
Aber dieses Vorwärts-Rückwärts-Gehopse würde mich nun doch überlegen lassen, ob ich den Roman nicht nur mit zwei Sternen versehen würde. Das ging mir echt auf den Weihnachtskeks. Und nun gut, auf diesem Blog besterne ich ja eh nicht.

Dabei fand ich die Grundidee, die eigentliche Basis der ganzen Geschichte, aber tatsächlich sehr zauberhaft; die Umsetzung bzw. grade die beiden Protagonisten fand ich dann aber eben doch ein wenig ärgerlich – und mir persönlich war es eben auch etwas zu viel des Guten, was die „Anleitung von oben“ angeht; ich fand es manchmal halt einfach viel zu sehr übertrieben.
_____

Tanya Vought: „Granted Wishes“ – zumindest wer so richtige schmachtige Schmalzschnulzen, Engel inklusive, liebt, wird diesen Roman wahrscheinlich mögen!
_____

„Granted Wishes“ von Tanya Vought, veröffentlicht am 03.02.2015
Amazon: Kindle eBook (2,99€)* [bzw. ohne weitere Zusatzkosten im Rahmen von KindleUnlimited ausleihbar] / Taschenbuch (15,12€ [234 Seiten])
Thalia CH: Taschenbuch (CHF 20,40)*


#lesadvent: Im Rahmen des vom 1. Advent bis zum Dreikönigstag stattfindenden Lesadvent, in welchem auch dieser Beitrag veröffentlicht wurde, geht es darum, Weihnachtsbücher jedweder Art vorzustellen. 
Hättest du einen Beitrag wie diesen auf deinem Blog oder deiner Facebookseite veröffentlicht, wärest du nicht nur herzlich eingeladen, diesen ebenfalls auf der Aktionsseite listen zu lassen, sondern du könntest an dieser Stelle deines Beitrags ferner erwähnen, in welchen Lostopf du mit dieser Buchbesprechung gerne hüpfen würdest, solltest du dich für einen der unter den Teilnehmern verlosten Gewinne interessieren. Als Organisatorin des Ganzen darf ich dich hingegen an dieser Stelle lediglich auf den Lesadvent und das Lesadvent-Gewinnspiel hinweisen! ;) 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen