Achtung: „Killman Creek“ ist der direkte Folgeband von
Rachel Caines „Stillhouse Lake“ (auf Deutsch bereits unter „Die Angst schläft
nie“ erschienen), welches ich bereits
-> hier <- vorgestellt habe. „Killman Creek“ steht in konkretem
Zusammenhang mit den Inhalten aus „Stillhouse Lake“: Wer jenen Roman nicht
kennt, aber eventuell noch lesen möchte, sollte diesen Blogbeitrag weiterhin nun
dringend links liegenlassen – oder eben Gefahr laufen, auf die ein oder andere
Weise nun gespoilert zu werden!
Die Morde vom Stillhouse Lake sind aufgeklärt; wer sich
hinter „Absalom“ verbirgt, ist weiterhin unklar: Offensichtlich ist nur, dass
es niemand ist, der Gwen (und ihren Kindern) wohlgesonnen ist, und dem sie
Vertrauen hätte schenken sollen. Schlimmer noch: Absalom ist
höchstwahrscheinlich keine Einzelperson, sondern eine Gruppierung, und das
Allerschlimmste ist jedoch wohl, dass Melvin Royal aus dem Gefängnis hat
fliehen können und nicht nur gejagt wird, sondern, wie die Geschehnisse aus
„Stillhouse Lake“ tragischerweise sehr deutlich machten, auch Unterstützer hat.
Gwen steht weiterhin also nicht nur auf der Abschussliste Derjenigen, die in
ihr die „davongekommene kleine Helferin Melvins“ sehen, und nun auch explizit
auf der Absaloms, sondern wird nun auch von Melvin gesucht, der sie zum
krönenden Abschluss seiner Mordserie als Opfer auserkoren hat.
Das Verhältnis zu den wenigen Vertrauten, die Gwen am Stillhouse Lake gefunden hat, wird ebenso wie die Beziehung zu ihren Kindern getrübt, als Videos auftauchen, die Melvin bei seinen Verbrechen zeigen, während Gwen ihm tatkräftig zur Seite steht. Gwen beteuert ihre Unschuld, schwört, dass die Videos gefälscht sind: Aber sie sehen zu perfekt aus, und ohnehin schwelen doch an so vielen stellen noch die Verdächtigungen gegenüber Gwens.
Das Verhältnis zu den wenigen Vertrauten, die Gwen am Stillhouse Lake gefunden hat, wird ebenso wie die Beziehung zu ihren Kindern getrübt, als Videos auftauchen, die Melvin bei seinen Verbrechen zeigen, während Gwen ihm tatkräftig zur Seite steht. Gwen beteuert ihre Unschuld, schwört, dass die Videos gefälscht sind: Aber sie sehen zu perfekt aus, und ohnehin schwelen doch an so vielen stellen noch die Verdächtigungen gegenüber Gwens.
Gemeinsam mit Sam macht sich Gwen auf den Weg, Melvin zu
stellen; sie sieht ihre Funktion als Köder, als gewollte Beute. Aber auch Sam
distanziert sich aufgrund der Videoaufnahmen sehr von ihr; sie sind mehr eine
Zweckgemeinschaft als noch Freunde, und ihr Weg ist beschwerlich: Absalom ist nicht
nur technisch höchstversiert, sondern offensichtlich auch weit vernetzt – und
Gwen, als vormals Gina Royal, ist längst nicht die Einzige, die mit Absalom ein
Hühnchen zu rupfen hat… da ist auch noch dieser milliardenschwere Magnat, der
ihr seine Hilfe zusichert, die Gwen und Sam dringend benötigen, aber wie sehr
können sie jenem Mann wiederum trauen?! Wer hilft hier eigentlich wem? …
Rachel Caine: „Killman Creek“ (Stillhouse Lake Series, Band 2)
„Killman Creek“ fand ich als Fortsetzung absolut gelungen;
nachdem ich „Stillhouse Lake“ gelesen hatte, war ich zugegeben ein bisschen
ängstlich, dass ich nach dem Lesen der Fortsetzung womöglich denken könnte:
„Alter Schwede! Warum hast du dir nicht einfach gedacht, dass die Melvin Royal
schon wieder einfangen oder er auf der Flucht erschossen wird, und dann Ende,
Gelände!?“ Mir schien da nicht so viel offen geblieben zu sein; aufgrund ihrer
früheren Gina-Royal-Identität würde Gwen ohnehin ein Lebtag lang damit zu
kämpfen haben, dass hinter ihrem Rücken übelst getratscht werden würde. Selbst
wenn ihre Unschuld klar erwiesen wäre, gäbe es dennoch sicher diverse
Verschwörungstheoretiker, die behaupteten, die „echte Wahrheit“ zu kennen. Von
daher war es für mich zunächst eher wurscht, ob nun allein der Mörder aus
„Stillhouse Lake“ Absalom gewesen sei, oder ob es da noch so ein paar Absaloms
gäbe: Es war ja klar, dass sich Gwen da nie mehr so vertrauensvoll an Absalom
wenden würde, ginge es zukünftig darum, ihre ursprüngliche Identität zu
verschleiern, mal wieder ein neues Leben zu erfinden… Für mich war das ein
bisschen als ob Absalom eine Sekte gewesen war, von der Gwen sich dann eben
löste.
Da hatte ich bei aller Freude, die Geschichte von Gwen und ihren Kindern weiterlesen zu können, definitiv die Befürchtung, dass die Fortsetzung mir alles madig machen würde: Nee, dem war aber nicht so. Die Geschichte war nun ganz anders bzw. die Handlung entwickelte sich in eine ganz andere Richtung und sogar der Erzählstil war hier anders.
Da hatte ich bei aller Freude, die Geschichte von Gwen und ihren Kindern weiterlesen zu können, definitiv die Befürchtung, dass die Fortsetzung mir alles madig machen würde: Nee, dem war aber nicht so. Die Geschichte war nun ganz anders bzw. die Handlung entwickelte sich in eine ganz andere Richtung und sogar der Erzählstil war hier anders.
„Stillhouse Lake“ wurde nach der Einleitung durchgängig von
Gwen als Ich-Erzählerin wiedergegeben: „Killman Creek“ wird abwechselnd von
Gwen, Lanny, Connor und Sam erzählt. Grade die Stränge der Kinder fand ich
dabei sehr interessant: Lanny ist nun allmählich pubertär, misstraut ihrer
Mutter weniger wegen der Videos, sondern ist vielmehr sauer auf sie, dass das
Versteckspiel weitergeht, dass die Kinder sich nun direkt in der Seenähe
aufhalten, wo sie doch grade angefangen hatte, Wurzeln zu schlagen, und sie
vermisst vor Allem ihre beste Freundin, von der sie sich fernhalten soll,
obschon sie doch so nahe ist. Ausserdem fühlt sie sich übergangen, ist wütend,
dass ihre Mutter alles bezüglich ihres Vaters versucht von ihnen fernzuhalten
und dass sie hauptsächlich durch die Medien erfahren hat, was für ein Monster
ihr Vater doch ist. Kurioserweise versucht sie ihren Bruder ebenso von diesem
Wissen fernzuhalten, der das alles auch gar nicht fassen kann und aufgrund
seines Alters die Verhaftung der Eltern, die Verurteilung des Vaters, als
völlig surreal erlebt hat und sich vor Allem an den lieben Dad erinnert, der
doch immer so schön mit ihm gespielt hat. Connor wird heimlich ein Handy
zugespielt, über das er Kontakt mit seinem Vater hält, und er weiss, dass er
das sagen sollte, dass die Polizei ihn so aufspüren kann, aber er will seinen
Vater ja nicht verraten… und wieso soll sein Vater im Gefängnis sitzen, aber
seine Mutter nicht, wenn die doch offensichtlich an den Verbrechen beteiligt
war, und vielleicht war es ja sogar wirklich so, dass sie Melvin erst zu alldem
angestiftet hat und deswegen die viel Bösere der Beiden ist?!
Ich hatte es in meiner Vorstellung von „Stillhouse Lake“ ja
schon angesprochen, dass ich die ganze Zeit über sehr mit Gwen/Gina gefremdelt
hatte und selbst auch sehr überlegte, ob die „Melvins kleine Helferin!“-Rufe
nicht eben doch berechtigt waren.
Da fand ich es grossartig, dass „Killman Creek“ auf genau diese Überlegungen ansprang und es ganz offen thematisiert wurde, dass Gwen womöglich ja doch mit all der Serienmorderei zu tun gehabt habe können, und diese Zweifel plötzlich doch noch sehr präsent waren.
Da fand ich es grossartig, dass „Killman Creek“ auf genau diese Überlegungen ansprang und es ganz offen thematisiert wurde, dass Gwen womöglich ja doch mit all der Serienmorderei zu tun gehabt habe können, und diese Zweifel plötzlich doch noch sehr präsent waren.
Man traute ihr einfach nicht; im Prinzip waren die einzigen
Menschen, denen auch ich hier noch glaubte, die Kinder, die ja völlig gebrochen und
zerrissen waren, auch wenn sie von Gwen als so unglaublich stark angesehen
wurden: Aber sie hatten ja auch gar keine andere Wahl als ihrer Mutter zu
folgen.
Für mich zeigte sich, womöglich aber auch aufgrund der wechselnden Perspektive, sehr deutlich, dass sie es sich erst jetzt, als Gwen gemeinsam mit Sam aufbrach, um sich Melvin (und Absalom) entgegenzustellen, und ihre Kinder in der Obhut von Schiessstandbesitzer und Polizistin liess, gestatteten, eigene Gedanken und Ansichten ihres Lebens zu entwickeln, ihre beiden Elternteile auch mal differenziert zu betrachten.
Unglücklicherweise sitzen sie da mit einem Male nicht nur gleich zwischen allen Stühlen, sondern verlieren auch reichlich Boden unter sich: Plötzlich sind sie allein, total trainiert darauf, niemandem völlig zu vertrauen, und sich immer an ihre Mutter zu halten. Die ja unterwegs war (und womöglich ebenfalls ein serienmörderndes Monster)…
Für mich zeigte sich, womöglich aber auch aufgrund der wechselnden Perspektive, sehr deutlich, dass sie es sich erst jetzt, als Gwen gemeinsam mit Sam aufbrach, um sich Melvin (und Absalom) entgegenzustellen, und ihre Kinder in der Obhut von Schiessstandbesitzer und Polizistin liess, gestatteten, eigene Gedanken und Ansichten ihres Lebens zu entwickeln, ihre beiden Elternteile auch mal differenziert zu betrachten.
Unglücklicherweise sitzen sie da mit einem Male nicht nur gleich zwischen allen Stühlen, sondern verlieren auch reichlich Boden unter sich: Plötzlich sind sie allein, total trainiert darauf, niemandem völlig zu vertrauen, und sich immer an ihre Mutter zu halten. Die ja unterwegs war (und womöglich ebenfalls ein serienmörderndes Monster)…
… was ich eingangs wiederum total blödsinnig fand: Ich
verstand noch so halbwegs, dass sie sich vorläufig von ihren Kindern trennte
(nach dem Sehen der Videos waren die ihr grad ohnehin nicht sonderlich zugetan),
um sie bei einer Begegnung mit Melvin völlig aus der Schusslinie zu halten, was
aber eigentlich widersinnig war, denn teilweise mutmasste sie auch offen, dass
Melvin den Weg über ihre Kinder zu ihr suchen würde. Sie haute also von dem Ort
ab, von dem sie meinte, dass Melvin als Erstes an ihm auftauchen würde können?!
Ohnehin schien mir ihr Aufbruch eingangs eher wie die Szene, in der im Westernfilm am Ende der Sonne entgegengeritten wird: Hier hatte es ja aber noch gar kein sonniges Ende gegeben; hier hatten noch nichtmals irgendwelche Pferdehufen einen Weg in den Staub getreten. Wie sehr funktioniert man als Beutetier, wenn man einfach mal in den USA rumfährt?! Es blieb mir ein Rätsel, warum sie das tat, wohin sie wollte und wie Melvin sie denn da eigentlich finden sollte.
Ohnehin schien mir ihr Aufbruch eingangs eher wie die Szene, in der im Westernfilm am Ende der Sonne entgegengeritten wird: Hier hatte es ja aber noch gar kein sonniges Ende gegeben; hier hatten noch nichtmals irgendwelche Pferdehufen einen Weg in den Staub getreten. Wie sehr funktioniert man als Beutetier, wenn man einfach mal in den USA rumfährt?! Es blieb mir ein Rätsel, warum sie das tat, wohin sie wollte und wie Melvin sie denn da eigentlich finden sollte.
Da war ich ganz früher über das Auftauchen des reichen
Manns, der sie auf eine genauere Spur Absaloms setzte: Da bekam das zumindest
halbwegs einen Sinn – auch wenn ich ab da Angst hatte, jetzt gäbe es doch ein
riesig verworrenes Komplott, was niemals jemand würde nachvollziehen können,
und dass man aus Absalom und Melvin eine ganz eigene seltsame Verschwörung
stricken würde. Zugleich habe ich selten während des Lesens eines Romans so
sehr drauf gehofft, das Ende auch verstehen zu können.
Konnte ich sogar! Die Auflösung war absolut schlüssig, aber auch sehr, sehr krass. Da bekamen Melvins Untaten einen noch sehr viel heftigeren Anstrich; das war ein echter Schluss zum Kotzen und ich nach den letzten Szenen fassungslos, dass das alles noch so viel böser und weitreichender war.
Konnte ich sogar! Die Auflösung war absolut schlüssig, aber auch sehr, sehr krass. Da bekamen Melvins Untaten einen noch sehr viel heftigeren Anstrich; das war ein echter Schluss zum Kotzen und ich nach den letzten Szenen fassungslos, dass das alles noch so viel böser und weitreichender war.
„Killman Creek“ war eine Fortsetzung, die mir als solche
echt gut gefallen hatte; fraglich ist für mich einmal mehr: Aber wie soll es
denn nun noch weitergehen? Die Buchreihe ist als Dreiteiler angelegt und
schrieb ich in meiner „Stillhouse Lake“-Vorstellung noch davon, dass das
Erscheinen des dritten Teils, „Wolfhunter River“, für Dezember 2018 angekündigt
sei, ist sein Erscheinungstermin zwischenzeitlich schon auf Ende März 2019
verschoben worden: verflixt! Denn ich bin doch sehr gespannt, was Rachel Caine
da nun noch zu erzählen hat, denn nach dem Schluss von „Killman Creek“ scheint
mir die ganze Geschichte Gwen und ihre Kinder betreffend doch reichlich auserzählt…
und nun hoffe ich, dass „Wolfhunter River“ sich letztlich nicht noch als unnütze
Fortsetzung herausstellen wird.
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Rachel Caine: „Killman Creek“ – hatte wie der Vorgängerband
zwar auch ein paar Schwächen, was insgesamt aber eine überzeugende und würdige
Fortsetzung, die mit einer krassen Enthüllung noch zu überraschen vermochte!
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„Killman Creek“ von Rachel Caine, erschienen im Dezember
2017
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