Sonntag, 13. Dezember 2015

Ryan Ringbloom: "Hooker Heels"

Kenna sichert sich ihre Existenz im Allgemeinen damit, nicht mit ihren Reizen zu geizen; sie ist ein typisches Sugarbabe – als sie eines Abends in einer Hotelbar die Bekanntschaft eines gutsituierten Geschäftsmanns aus der Modeindustrie macht, glaubt sie fest daran, ihn auf einem erwähnten Asientrip begleiten zu dürfen, eventuell gar eine Chance zu erhalten, in der Modebranche Fuss fassen zu können, denn auch in der Vergangenheit wurde sie so zumeist zu einem „begleitenden Anhängsel“. Doch am nächsten Morgen wacht sie alleine auf, wird auf Geheiss ihres nächtlichen Bettpartners aus dem Hotel begleitet und bekommt abschliessend „zum Dank für ihre Dienste“ noch einen geldgefüllten Umschlag in die Hand gedrückt.
Als sei sie eine Prostituierte!

Kurz darauf wird sie von einem alten Bekannten kontaktiert, der ihr ein Jobangebot unterbreitet: In den kommenden Monaten soll sie dem unwissenden Sohn seines Chefs als Begleitung dienen, eine falsche und ohnehin nur kurzzeitig währende Beziehung zu diesem aufbauen.
Kennas Bekannter meint, der Job wäre ideal für Kenna: schliesslich würde da genau verlangt, womit Kenna sich über Wasser hält – und in diesem Fall ist die Entlöhnung mehr als grosszügig.
Kenna, ohne festen Wohnsitz, ohne sicheren Job, sagt zu; rückblickend ist sie doch wohl wirklich eine Edelhure.

Doch ihr Start mit Zachary Knight, Sohn des milliardenschweren Moguls, ist gar nicht so leicht: Kenna ist auf Oberflächlichkeit und Luxus eingestellt, doch Zack macht sich rein gar nichts aus seinem vorhandenen Vermögen. Er lebt in einer bescheidenen und gar eher schäbigen Wohnung, hat eine Kochausbildung durchlaufen und soll in wenigen Monaten die Leitung des neuen Nobelrestaurants in einem Hotel seines Vaters übernehmen, während er aktuell seine Zeit lieber in einer Suppenküche verbringt  und gerne weiterhin in diesem sozialen Bereich tätig sein und sein Engagement (und das Angebot besagter Suppenküche) gerne weiter ausbauen würde.
Frauen misstraut er generell, wohlwissend, dass allzu viele von ihnen ihn nur als gesellschaftliches Sprungbrett bzw. Luxusgarant ansehen. Auch die aufgetakelte Kenna kommt ihm zunächst völlig falsch herüber, aber tatsächlich beginnt sie tatkräftig an seiner Seite in der Suppenküche auszuhelfen. Irgendwie ist Kenna so ganz anders als alle Anderen?!

Kenna erkennt verwundert, dass sie sich selten so ausgefüllt hat wie nun, da sie in aller Bescheidenheit lebt, karitativ tätig ist und dass Zack offensichtlich nur die unverfälschte Version ihrer selbst mag, aber es ist gefährlich, in dieser gespielten Charade nicht zum Spiel gezwungen zu sein: Mehr und mehr verliert sie die Kontrolle, aber ihr Arbeitsvertrag lässt ihr nur noch wenig Zeit, ehe sie endgültig aus Zacks Leben verschwinden muss …

Ryan Ringbloom: „Hooker Heels“°°°


Lang, lang ist’s her: Am 01. Juli diesen Jahres habe ich hier auf dem Blog bereits „Fake Boobs“ vorgestellt, einen Roman Ryan Ringblooms, in dem Kenna bereits als Nebenfigur auftrat und in meiner damaligen Besprechung machte ich ja gar keinen Hehl daraus, wie unsympathisch mir Kenna war und dass ich lieber Nebendarsteller Charley aus „Fake Boobs“ im Mittelpunkt eines Folgebands gesehen hätte. Nun ja.
Wie schon „Fake Boobs“ zuvor lässt sich auch „Hooker Heels“ eigenständig lesen; hier muss man „Fake Boobs“ absolut nicht im Vorfeld gelesen haben. Mich hat es eingangs nämlich gar eher irritiert, Kenna aus jener Geschichte bereits zu kennen, denn irgendwie hatte sie in „Fake Boobs“ auf mich eher den Eindruck einer arroganten, berechnenden Schlampe gemacht, während sie in „Hooker Heels“ nun eher wie das unsichere Mädchen wirkte, das doch auch nur vor einem Jungen steht und geliebt werden möchte… ;)
Ich fand es von daher wirklich ein wenig schwierig, diese Kenna nun mit der damaligen Kenna in Verbindung zu bringen.

Zudem erschien mir „Hooker Heels“ sehr viel eindimensionaler als „Fake Boobs“ zu sein: Dazu trug sicherlich auch der Umstand bei, dass Kenna und Zack in diesem Fall nahezu ständig aufeinanderhockten und man sie nach ihrem Kennenlernen eigentlich nie mehr voneinander losgelöst erlebte.
Hier hätte ich mir einfach etwas mehr „Reibung“ gewünscht, denn die einzige Spannung bestand hier eigentlich in der Frage, wie Zack reagieren würde, erführe er die Wahrheit über Kennas „Engagement“. Natürlich war ursprünglich vorgesehen worden, dass er niemals erfahren sollte, dass sein Vater Kenna für ihn angestellt hatte, aber zwischen den Zeilen war doch ganz deutlich herauszulesen, dass er irgendwann über diese Tatsache in Kenntnis gesetzt werden würde. Hier wurde in einem mir ein wenig zu grossem Umfang Dramatik generiert, indem man Zack ständig wiederholen liess, dass eine sowohl mit seiner Prominenz als auch mit seinem Geld käufliche Frau für ihn von absolutem Desinteresse sei; diese Szenen, die eigentlich wieder und wieder klar machten, dass er Kenna sofort gänzlich ablehnen würde, wüsste er die Wahrheit,  wirkten viel zu sehr gewollt.

„Hooker Heels“ machte auf mich den Eindruck einer absolut bodenständigen „Pretty Woman“-Geschichte: In besagtem Film war Edward ja allerdings bemüht, Vivien mit dem Umfeld, in welchem er sich bewegte, vertraut zu machen, während in diesem Fall Zack Kenna eher dazu brachte, sich so zu benehmen, wie es für uns nicht Schwerreiche ganz alltäglich ist. Hier bewegen sich beide Figuren letztlich auf einer Ebene, so dass der Kontrast zwischen ihren Herkünften eigentlich nur in jenen Szenen auffiel, in denen Zacks Vater bzw. Kennas Mutter auftauchte.
Persönlich hat mir hier einfach ein echtes Spannungsmoment gefehlt, obschon sich die Geschichte sehr flüssig lesen liess und Ryan Ringbloom einen angenehmen Erzählton an den Tag legt. (Ausserdem habe ich einen so herzigen Sidekick wie „Fake Boobs“-Charley vermisst.)

Übrigens wird „Hooker Heels“ auch abwechselnd aus den persönlichen Perspektiven Kennas und Zacks erzählt, wobei mich die männliche Sichtweise in diesem Fall mehr interessierte, nicht zuletzt da Zack von vornherein viel gefestigter und bewusster wirkte als Kenna, er sich klar von seinem „Sohn von….“-Status distanzierte, während Kenna eben von jeher schon auf die „Frau von…“-Rolle fokussiert war und sich hier quasi zielstrebig verstellte. Zack war mir deutlich sympathischer, was aber eben auch daran liegen mag, dass ich Kenna aus „Fake Boobs“ noch als absolut unliebsame Riesenzicke in Erinnerung hatte, denn wie eingangs schon erwähnt, wurde sie in „Hooker Heels“ nun von Anfang an als deutlich umgänglicher dargestellt.
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Ryan Ringbloom: „Hooker Heels“ – zwar eine schöne, leichte Geschichte im „Pretty Woman“-Stil, aber deutlich schwächer als das vorgelegte „Fake Boobs“, weswegen „Hooker Heels“ sich nun auch lediglich im Mittelfeld meines Lesegeschmacks beweisen konnte.
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„Hooker Heels“ von Ryan Ringbloom, veröffentlicht am 01.10.2015
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