Sophie Kinsella: "Finding Audrey"
Ein Schuljahr wird Audrey verloren haben, wenn sie zum
nächsten Schuljahr hin auf eine neue Schule wechseln wird, nachdem Vorkommnisse
auf ihrer bisherigen Schule bei ihr eine ausgeprägte Angststörung, eine
Sozialphobie, ausgelöst haben, die ihr aktuell noch einen Schulbesuch komplett und
auch den späteren Weiterbesuch der bisherigen Schule unmöglich macht.
Zunächst scheint es für Audrey ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, als ihre
Therapeutin sie auffordert, auf „Konfrontationskurs mit Draussen“ zu gehen: Noch
schottet sich Audrey nämlich voll ab, versteckt sich im Elternhaus, hat sich
sogar dort ein spezifisches Versteck eingerichtet, und verbirgt ihre Augen
zudem, auch vor ihrer Familie, hinter einer Sonnenbrille. Lediglich in
Gegenwart ihres kleinen Bruders Felix traut sie sich, die Sonnenbrille zuweilen
abzunehmen.
Doch nun wird von ihr gefordert, zunächst den Alltag im Zuhause filmisch festzuhalten, ehe sie das Haus verlassen und sich unter (fremde) Menschen begeben soll.
Doch nun wird von ihr gefordert, zunächst den Alltag im Zuhause filmisch festzuhalten, ehe sie das Haus verlassen und sich unter (fremde) Menschen begeben soll.
Dabei verkriecht sie sich doch sogar, wenn Linus, der Freund
ihres grossen Bruders Frank, vorbeikommt, um Frank zu besuchen, mit dem er
die Leidenschaft für das Computerspiel „Land of Conquerors“ (LOC) teilt.
Ihre Mum meint zudem, seit Kurzem sicher zu wissen, dass Frank süchtig ist, nachdem sie in der „Daily Mail“, welche ihr uneingeschränktes Vertrauen geniesst, einen Artikel über die Anzeichen von Computerspielabhängigkeit und auch über die Gefahren von Computerspielen gelesen hat. Nun ist sie wild entschlossen, Frank zu heilen, während dieser sich auf ein LOC-Turnier vorbereiten will und offenbar auch mit dem Gedanken an eine Profikarriere als Gamer spielt.
In diesem Zusammenhang nähern sich Linus, der sich ebenso aus der Sucht-Debatte heraushalten möchte wie er will, dass seine Anwesenheit Audrey nicht länger ängstigt, und Audrey, die sich mit ihrer Kamera langsam an ihre Mitmenschen herantastet, vorsichtig einander an, bis Linus die von Audreys Therapeutin gestellten Herausforderungen in eine Art Challenge-Wettstreit verwandelt …
Ihre Mum meint zudem, seit Kurzem sicher zu wissen, dass Frank süchtig ist, nachdem sie in der „Daily Mail“, welche ihr uneingeschränktes Vertrauen geniesst, einen Artikel über die Anzeichen von Computerspielabhängigkeit und auch über die Gefahren von Computerspielen gelesen hat. Nun ist sie wild entschlossen, Frank zu heilen, während dieser sich auf ein LOC-Turnier vorbereiten will und offenbar auch mit dem Gedanken an eine Profikarriere als Gamer spielt.
In diesem Zusammenhang nähern sich Linus, der sich ebenso aus der Sucht-Debatte heraushalten möchte wie er will, dass seine Anwesenheit Audrey nicht länger ängstigt, und Audrey, die sich mit ihrer Kamera langsam an ihre Mitmenschen herantastet, vorsichtig einander an, bis Linus die von Audreys Therapeutin gestellten Herausforderungen in eine Art Challenge-Wettstreit verwandelt …
„Finding Audrey“ ist das erste Jugendbuch von Sophie Kinsella,
die die Meisten auf Anhieb wohl mit der „Shopaholic“-Reihe und im Allgemeinen
mit spritzig-witzigen Unterhaltungsromanen in Verbindung bringen: Auch „Finding
Audrey“ beginnt reichlich schräg (mit der Mutter, die im Begriff steht, Franks
Computer aus dem Fenster zu werfen [woraufhin zunächst rückblickend erzählt wird,
wie es zu dieser Szene gekommen ist]), entwickelt sich dann aber doch sehr
anders als die bislang üblichen Kinsella-Romane. Dies liegt zum Einen
sicherlich daran, dass hier eine gänzlich andere Zielgruppe angesprochen wird,
meiner Meinung nach zum Anderen aber insbesondere daran, dass Audreys
Sozialphobie hier ein zu ernstes Problem darstellt als dass man es tatsächlich
noch so humoristisch wie Rebecca Bloomwoods Kaufsucht darstellen könnte.
Natürlich ist das Kaufverhalten der Shopaholic-Protagonistin unbestritten
ebenfalls krankhaft, aber zumindest für mich ist eine 14jährige Jugendliche,
die an einer derart ausgeprägten Sozialphobie leidet, dann doch noch mit
deutlich mehr Ernst zu behandeln als eine Erwachsene, die ihren Kaufzwang nicht
in den Griff bekommt.
Worin Audreys Erkrankung genau begründet liegt, wird in „Finding
Audrey“ übrigens nicht genau ausgeführt. Man erfährt lediglich, dass es
letztlich einen wohl sehr heftigen Vorfall gegeben hat, bei dem eine Gruppe
Mitschülerinnen Audrey offenbar in einer nicht weiter erwähnten Form
angegriffen hat. Zwischen den Zeilen klingt zudem heraus, dass Audrey von den
besagten Mädchen zuvor schon länger gemobbt worden war.
Aber wie gesagt: Dies wird nicht weiter ausgeführt. Audrey, die hier als Erzählerin auftritt, welche sich an einigen wenigen Stellen auch direkt an den Leser wendet, dem sie das alles erzählt, sagt auch recht zeitig, dass sie den Auslöser ihrer Angststörung nicht weiter benennen will. In der Therapie habe sie gelernt, es sei okay, etwas auch mal nicht erzählen zu wollen, sondern einfach mal zu schweigen; dass sie mit ihrer Last zudem nicht auch noch Unbeteiligte, also den Leser, ihren 'Zuhörer', belasten wolle.
Wer als Leser also gerne umfassend Bescheid weiss und solche nur vagen Erklärungen hasst, der wird mit „Finding Audrey“ sicherlich ein wenig hadern und sich nur schwer auf den Roman einlassen können.
Ich fand es schliesslich nun doch sehr angenehm, dass mal nicht ständig wiederholt wurde, welch schlimme Vorkommnisse sich da in der Vergangenheit zugetragen hatten, sondern dass es hier eben nur den „Blick nach vorne“ gab und Audreys Sozialphobie quasi wie eine riesige, aber überwindbare Hürde auf dem vor ihr liegenden Weg geschildert wurde.
Aber wie gesagt: Dies wird nicht weiter ausgeführt. Audrey, die hier als Erzählerin auftritt, welche sich an einigen wenigen Stellen auch direkt an den Leser wendet, dem sie das alles erzählt, sagt auch recht zeitig, dass sie den Auslöser ihrer Angststörung nicht weiter benennen will. In der Therapie habe sie gelernt, es sei okay, etwas auch mal nicht erzählen zu wollen, sondern einfach mal zu schweigen; dass sie mit ihrer Last zudem nicht auch noch Unbeteiligte, also den Leser, ihren 'Zuhörer', belasten wolle.
Wer als Leser also gerne umfassend Bescheid weiss und solche nur vagen Erklärungen hasst, der wird mit „Finding Audrey“ sicherlich ein wenig hadern und sich nur schwer auf den Roman einlassen können.
Ich fand es schliesslich nun doch sehr angenehm, dass mal nicht ständig wiederholt wurde, welch schlimme Vorkommnisse sich da in der Vergangenheit zugetragen hatten, sondern dass es hier eben nur den „Blick nach vorne“ gab und Audreys Sozialphobie quasi wie eine riesige, aber überwindbare Hürde auf dem vor ihr liegenden Weg geschildert wurde.
Dabei stellt „Finding Audrey“ aber eher eine Momentaufnahme
dar, bildet nur eine Audrey extrem beanspruchende Therapiephase ab. Da fand ich
es dann doch ein wenig schade, letztlich nicht zu wissen, wie es Audrey nun ein,
zwei, …, fünf Jahre später gegangen ist. In meinen Augen würde sich hier noch
ein später einsetzendes Sequel anbieten, „Finding Audrey“ ist allerdings
(noch?) als standalone novel ausgewiesen.
Ich mochte Audrey und ihre Erzählweise im Allgemeinen recht
gerne, ich fand es auch sehr sympathisch, dass sie doch immer überlegte, wie
sie etwas bewerkstelligen könnte (z.B. den nächsten Starbucks aufsuchen), auch
wenn sie häufig deutlich machte, sich nicht vorstellen zu können, es
tatsächlich zu schaffen. Da klang dann auch durch, dass sie selbst von ihrer
Situation sehr genervt war und gerne wieder das nette, normale Mädchen von
nebenan wäre anstatt der Teenie, der nie die Sonnenbrille abnahm und sich gerne
hinter den Vorhängen versteckte.
Linus entpuppte sich zudem als unglaublich mitfühlende,
einfühlsame Figur: Er schien intuitiv zu wissen, wie er Audrey am Besten
begegnen sollte, wie er sie unterstützen konnte.
Als ich „Finding Audrey“ zu lesen begann, hatte ich ja angesichts der
offiziellen Kurzbeschreibung zunächst die Befürchtung, dies sei wieder eine der
Geschichten, in der die Protagonistin durch die unbändige Liebe des männlichen
Parts plötzlich zu neuem Leben erwachen würde und damit sei alles gut, und
komplett vergessen, welche Schwierigkeiten vorher waren: Aber „Finding Audrey“
blieb dann doch sehr viel mehr Jugenddrama als YA Romance, auch dann noch, als
sich Audrey und Linus vorsichtig immer näherkamen. Aber Audreys wachsendes
Vertrauen in Linus bedeutete eben nicht, dass sie sich automatisch auch mehr
soziale Interaktionen zugetraut haben würde.
Diese Darstellung der langsamen Entwicklung(en) fand ich hier sehr glaubhaft wiedergegeben.
Diese Darstellung der langsamen Entwicklung(en) fand ich hier sehr glaubhaft wiedergegeben.
Aufgelockert wird „Finding Audrey“ hauptsächlich durch die
fast schon furiosen Auftritte der Mutter und ihre geschilderten „Wir müssen
Frank retten!“-Bemühungen, wobei es doch ein wenig skurril anmutete, dass sie
Frank als das „Problemkind“ der Familie ansah. Schräg waren auch ihre
wiederholten „In der Daily Mail habe ich gelesen, dass...“-Erläuterungen und
insgesamt kommt Humor hier eben in erster Linie in den von Audrey gemachten
Beobachtungen des Familienlebens zum Vorschein.
Durch den Wechsel zwischen der eher passiven Audrey und der
aktiven Audrey, die sich mit ihrer Problemsituation auseinandersetzt, bleibt
die gesamte Erzählung auch sehr ausgewogen und lässt einen doch auch immer wieder
mal Schmunzeln, trotz der Sozialphobie-Thematik wirkt das Ganze auch nicht so
düster und depressiv wie es könnte, was ich dem Roman grad in seiner
Eigenschaft als Jugendbuch sehr hoch anrechne.
Insgesamt fand ich „Finding Audrey“ nun doch ein sehr
schönes Jugendbuch!
Am 20.07. wird „Finding Audrey“ unter dem Titel „Schau mir
in die Augen, Audrey“ auch auf Deutsch veröffentlicht, wobei mir der deutsche
Titel nun zu leicht klingt. „Finding Audrey“ finde ich von der Aussagekraft her
sehr viel passender, sowohl der italienische als auch der schwedische Titel
lauten übersetzt übrigens „Wo ist Audrey?“. Diese Titelfrage sagt mir auch
deutlich mehr zu als „Schau mir in die Augen, Audrey“, da es hauptsächlich darum
geht, dass Audrey sich aus ihrem Versteck herausbewegen und ihre Maskerade
aufgeben soll, um sich selbst auch wieder im Alltag zu finden.
Im Übrigen finde ich auch das Covermotiv der englischsprachigen Ausgabe sehr toll gemacht, zeigt es doch die quasi mit dem Muster ihres Oberteils verblendende Audrey. (Auch die schwedische Ausgabe wird mit diesem Motiv erscheinen.)
Im Übrigen finde ich auch das Covermotiv der englischsprachigen Ausgabe sehr toll gemacht, zeigt es doch die quasi mit dem Muster ihres Oberteils verblendende Audrey. (Auch die schwedische Ausgabe wird mit diesem Motiv erscheinen.)
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Sophie Kinsella: „Finding Audrey“ – hat mir wirklich gut
gefallen!
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„Finding Audrey“ von Sophie Kinsella, erschienen am
04.06.2015
Amazon: Kindle eBook (10,99€)* / Taschenbuch (12,95€ [288 Seiten])*
Thalia Schweiz: ePub (CHF 12,00)* / Taschenbuch (CHF 23,90)*
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„Finding Audrey“ erscheint unter dem Titel „Schau mir in die Augen, Audrey“* am 20.07.2015 auf Deutsch.
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