Mittwoch, 24. Mai 2017

Rachel Van Dyken: "Cheater's Regret"

Austin ist schwerverliebt.
Austin war schwerverliebt. Bis sie ihren knapp zehn Jahre älteren Freund, den charismatischen Schönheitschirurg Thatch Holloway, quasi in dessen Haustür, die er daraufhin kurzerhand vor der Nase zuschlug, beim Fremdknutschen erwischt hatte.
Ihre beste Freundin Avery überzeugt Austin, die ihren Kummer mit Süsskram wegzunaschen versucht, davon, dass aber Rache doch noch viel süsser sei: Da Austin unbedingt noch ein wohlbenotetes Projekt einreichen muss, um zum Studienabschluss zu gelangen, und ihr Professor hier die Erstellung eines erfolgreichen Online-Kanals fordert, der innerhalb eines vorgegebenen und kurzen Zeitraums sehr viele Abonnenten generiert haben muss, entscheidet sich Austin zunächst, einen Blog darüber zu schreiben, wie man dem betrügerischen Ex mitunter eine reinwürgen kann.

Thatch findet Austins „Anschläge“ gar nicht gut und hat schon ein nicht mehr gesundes Misstrauen entwickelt, als Austins Professor ihr Projekt als zu persönlich, zu zickig, zu rachlustig etc. abschmettert. Da des Professors Benotungen offensichtlich häufig gerne von den Dekolletés der Studentinnen beeinflusst werden, überlegt sich Austin, dass sie einen Blog über plastische Chirurgie erstellen und hier Thatchs Arbeit protokollieren und dokumentieren könnte.
Thatch begegnet diesem Plan zwar zunächst mit Skepsis, aber hey, solange sie seine Hilfe braucht, kann Austin immerhin ihm gegenüber ihren Hass nicht so deutlich ausleben.

Und so muss Austin also sehr viel Zeit mit ihrem ureigenen Herzensbrecher verbringen, der, was sie nicht weiss, ihr Herz gar nicht hatte brechen wollen, aber einen zumindest für sich guten Grund hatte, die Beziehung zu Austin so rabiat zu beenden.
Aber je länger ihre „Zwangszusammenarbeit“ andauert, desto mehr macht es den Anschein als müsse Thatch doch noch reinen Tisch machen – und als sei ihre Beziehung noch längst nicht beendet…

„Cheater’s Regret“ (Curious Liaisons, Band 2)°°°


“Cheater’s Regret” ist der zweite Band dieser Reihe Rachel Van Dykens, deren ersten Band, in dem Austins beste Freundin Avery die Protagonistin gibt, ich selbst zuvor auch gar nicht gelesen hatte. Jener Roman ist zwar schlicht und einfach mit „Cheater“* betitelt, so dass „Cheater’s Regret“ von der Bezeichnung her durchaus wie eine direkte Fortsetzung wirken könnte, aber nö: Hier wird eben, wenn auch im selben Umfeld, ein anderes Paar fokussiert und ich hatte nun auch nicht das Gefühl, gaaaaanz uuuunbedingt etwas verpasst zu haben.
Mag sein, dass im „Cheaters“-Band bereits das erste Zusammenkommen von Austin und Thatch beiläufig erwähnt wird (dieser Roman startet nun dort, wo der fremdküssende Thatch doch sehr lapidar mit Austin Schluss macht), aber für die „Cheater’s Regret“-Handlung wäre es halt unwesentlich.
Dass Austin das einzige Kind des hochangesehenen Bürgermeisters ist, mag auch zuvor schon erwähnt worden sein, aber das erfährt man hier auch quasi gleich auf den ersten Seiten. Eventuell wurde in „Cheater“ auch Thatchs familiärer Hintergrund schon beiläufig angerissen (à la „seine Eltern waren soundso und soundso“, aber eigentlich denke ich nicht, dass das für die zuvor erzählte Geschichte überhaupt von Belang gewesen wäre), der hier letztlich zu einer Art Entscheidungsfaktor wird.
Wer wie ich halt direkt „Cheater’s Regret“ liest, sollte generell aber eben nicht den Eindruck haben, dass er durch diesen „Quereinstieg“ was Elementares verpasst hat.

Ich fand es ungewöhnlich, dass „Cheater’s Regret“ mit einer beendeten Beziehung beginnt, was ja nun nicht so  üblich ist (Heather Dahlgren hatte aber beispielsweise den dritten Band ihrer Change-Reihe, „Conflicted“, auch damit begonnen, dass sie eine vorherige Beziehung einfach mal komplett übersprungen hat), wobei ich das „Schlussmachszenario“ auch eher unüblich fand: Sie sucht ihn daheim auf, wo er grad eine Andere küsst und seine Reaktion ist quasi ein simples „Vorbei mit uns“ und eine wieder geschlossene Tür?! Danach ließ sich Austin auch sehr darüber aus, dass er sie ja betrogen habe und dass er nichtmal den Anschein eines schlechten Gewissens erweckt, während völlig unklar blieb, was da nun eigentlich schon vorgefallen war, ob da auch schon mehr als rumgeknutscht worden war und naja, er hat dann ja auch gleich Schluss gemacht und es klang sehr deutlich durch, dass er das auch getan haben würde, wenn Austin ihn da nicht schon so gesehen hätte.
Merkwürdig war dann eingangs für mich nur, dass die Andere fortan gar nicht erwähnt wurde – als habe Thatch da einen Geist geküsst; da hätte man dann denken können, okay, für die Frau würde er wohl nicht Schluss gemacht haben, um mit ihr eine Beziehung einzugehen, aber nachdem die Perspektive zum ersten Mal zu Thatch gewechselt war, war klar, dass es da einen ganz anderen Hintergrund geben müsste.
Die letztliche Aufklärung, warum Thatch sich von Austin losgesagt hatte, fand ich persönlich übrigens eher lahm, war zwar insgesamt nachvollziehbar, wäre aber glaubwürdiger gewesen, wenn Thatch auch noch zehn Jahre jünger und eben kein im Job voll etablierter und ausgezeichneter plastischer Chirurg Anfang 30 gewesen wäre. Da hätte ich ihm vom Standing her eher zugetraut, von Anfang an Tacheles zu reden und davon nicht sein eigenes Privatleben beeinflussen zu lassen.
Mir ist nach wie vor unklar, wieso er dieses „Geheimnis“ nicht von Anfang an offen gelegt hat; so schlimm war es nicht und Sinn ergab es auch nicht, die Wahrheit vor Austin geheimzuhalten, weil sie von diesen Zuständen später, dann halt von wem anders, eh erfahren hätte.

Der Konflikt war also eher konstruiert und lahm, aber die Geschichte dennoch absolut unterhaltsam: Austin und Thatch treten abwechselnd als Ich-Erzähler auf und grade diese Hass-Liebe-Dynamik sorgt für totale Kurzweil. Grade Austin hat so eine sympathische Tollpatsch-mit-süssem-Zahn-Ausstrahlung und die zunächst durchgeführten Rachen sind sehr lustig, wobei sie auch fortan noch eine „dem werde ich es schon noch so richtig zeigen!“-Attitüde beibehält. Ihr gegenüber verblasst Thatch da schon ziemlich, der sehr bald hauptsächlich Angst vor weiteren Aktionen Austins bekommt und sie zugleich heimlich weiterhin anschmachtet, aber eben sich ständig diffuse Gedanken bezüglich der Sachen macht, die er vor ihr geheimhält. 
Für mich wurde die Handlung aber doch hauptsächlich von Austin getragen; ich denke, da kann frau auch sehr viele Elemente ihres eigenen schonmal durchlebten Liebeskummers wiederfinden. ;)

Van Dykens „The Bet“-Serie ist unter Anderem ja auch bereits auf Deutsch erhältlich (ist die „Games of Love“-Reihe) und in der Übersetzung auch recht wohlwollend aufgenommen worden:  Hinter jenen Titeln muss sich „Cheater’s Regret“ definitiv nicht verstecken und wen die Autorin da überzeugen konnte, hat nun halt zwei Möglichkeiten: 1. darauf hoffen, dass auch dieser Roman noch übersetzt werden wird oder 2. ihn nu halt auch schon in der englischen Fassung lesen.
Übrigens sind sowohl der erste Teil „Cheaters“ als auch „Cheater’s Regret“ im eBook-Format via KindleUnlimited* ausleihbar; im „echten“ Kauf kosten die eBooks jeweils 3,49€.
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Rachel Van Dyken: „Cheater’s Regret“ – Der enthaltene Konflikt kam mir zwar viel zu übertrieben und unnütz auf schlimm getrimmt vor, aber im Bereich der zeitgenössischen NA Romances kann sich der Roman durchaus via Zeitgeist und Esprit positiv hervorheben.
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„Cheater’s Regret“ von Rachel Van Dyken, erschienen am 23.05.2017
Amazon: Kindle eBook (3,49€)* [aktuell auch im Rahmen des KindleUnlimited-Angebots ausleihbar] / Taschenbuch (9,99€ [286 Seiten])*

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