Gillian Jones: „My Mind’s Eye“ (Pub Fiction, Band 1)°°°
Ryker Eddison ist ein absoluter Player und völlig uninteressiert an einer festen Beziehung: Die nächste Frau, mit der er eine feste Beziehung führt, wird seine zukünftige Ehefrau sein. Da ist er sich ebenso sicher wie er überzeugt ist, erst in längst nicht absehbarer Zeit derart sesshaft zu werden.
Doch dann begegnet er Kat Rollins, die ihn sofort so sehr in ihren Bann zieht, dass er an seinen Prinzipien zu zweifeln beginnt.
Kat Rollins ist gemeinhin der absolute Beziehungstyp, hat nach dem unlängst erfolgten Ende ihrer Beziehung zum sich als Fremdgänger entpuppt habenden Seth aber kein allzu grosses Interesse an einer neuen Partnerschaft, auch aus der Furcht heraus, wieder betrogen und verletzt zu werden.
Ihre beste Freundin und Quasi-Schwester Claire ist bemüht, Kat, die schon seit Langem an einem akuten Schlaflosigkeitssyndrom leidet und zudem zu Panikattacken neigt, welche sich verstärkt haben, nachdem Claire und sie einem Grossbrand und dem daraus resultierenden Abbrennen ihres früheren Studentenwohnheims entkommen sind, zu überreden, auch mal „lockerer“ zu sein.
Zum Beispiel mit dem Bruder ihres gemeinsamen Chefs Levi nur für eine Nacht, so wie dieser es strikt handhabt, anzubändeln: Ryker Eddison.
Auch Kat fühlt sich auf Anhieb zu Ryker hingezogen, so sehr, dass sie glaubt, dass ihr eine Nacht mit ihm nicht ausreichen würde. Oder vielleicht doch?
Während Ryker insgeheim darüber nachdenkt, sein Casanova-Dasein zu beenden, überlegt Kat also heimlich, ob ihr eine einzige Nacht mit Ryker nicht doch ausreichen könnte, denn ein One-Night-Stand ist doch alles, was dieser Hottie seinen Flirts zugesteht. …
„My Mind’s Eye“ ist laut der Buchseite auf Amazon der erste Band der „Pub Fiction“-Reihe, was mir aber auch erst dadurch bewusst wurde, dass ich eben auf jene Buchseite geschaut hatte. („Pub Fiction“ ist übrigens der Name der Bar, in der Kat und Claire neben ihrem Studium arbeiten und welcher von Rykers Bruder geführt wird, wobei natürlich auch Ryker hier als Barkeeper aushilft.)
Dennoch ist „My Mind’s Eye“ in sich geschlossen, es gibt keinen fiesen Cliffhanger oder Ähnliches, nee, nee und nochmals nee, dieser Roman lässt sich sehr gut ganz für sich alleine lesen.
Ich gehe davon aus, dass in den Folgebänden bestimmt diverse Nebencharaktere behandelt und ihnen auch (vor sexueller Anziehungskraft triefende) Romanzen angedichtet werden.
„My Mind’s Eye“ spielt übrigens in Kanada, die Autorin ist auch in Ontario sesshaft: Im Roman wird der Handlungsort beiläufig erwähnt, wobei mir schon vor diesem Hinweis relativ klar wurde, dass die Geschichte keinesfalls in den Staaten spielen würde: Dazu waren einige schon vorher benutzten Ausdrücke viel zu wenig Amerikanisch.
Allerdings: E.L. James hat in ihren „50 Shades of Grey“ auch diverse Wörter verwendet, die vermutlich keine ihrer Figuren jemals tatsächlich verwendet haben würde, weil sie im Amerikanischen nicht nur nicht gebräuchlich, sondern teils völlig unbekannt, sind.
Ich relativiere also: Im Falle von „My Mind’s Eye“ erschien es mir frühzeitig recht unwahrscheinlich, dass diese Geschichte in den USA spielen würde, waren doch einige wenige Begrifflichkeiten zu sehr Britischenglisch. Und ein paar dazu so eigen, dass ich ohnehin auf Kanada als ‚Spielplatz‘ getippt hätte.
Aber abseits einiger sprachlicher Finessen findet sich hier kein besonderer Lokalkolorit wieder, theoretisch könnte die Geschichte so überall stattfinden, wo man Eisbahnen kennt.
It’s getting HAAAAAAAWT in here!
Als –pure- Erotica würde ich “My Mind’s Eye” nun nicht einstufen, obschon ich diese Rezension nun mitunter unter „Oh,la,la: Erotica“ gelistet habe.
„My Mind’s Eye“ konzentriert sich nämlich über eine weite Strecke zunächst auf die sexuelle Anziehungskraft und die erotische Spannung, die zwischen Ryker und Kat besteht. Da gibt es schon sehr viele schmutzige Gedanken, aber echte sexuelle Aktivitäten finden erst recht spät statt, dann aber umso geballter. Ab diesem Lesemoment würde ich „My Mind’s Eye“ also durchaus auch als „erotic romance“ bezeichnen.
Um die Sex-Szenen zu den Kein-Sex-Szenen in Relation zu setzen: Da ist das Verhältnis hier wohl ähnlich wie in den Romanen Jamie McGuires rund um die Maddox‘ oder auch wie in Abbi Glines‘ ersten „Too Far“-Romanen, wobei ich mir da ein wenig unschlüssig bin, ob Rush und Blaire nicht doch noch etwas mehr herumgepimpert haben als nun in „My Mind’s Eye“ gefickt wurde.
Im Falle von „My Mind’s Eye“ fand ich es nun gut, dass nicht jedes Aufeinanderhopsen bis ins kleinste Detail geschildert wurde, obschon die Intensität desselben schon immer sehr deutlich wurde, nicht zuletzt dadurch, dass Ryker sehr gerne während des Sex redete.
Ihr kennt doch sicherlich auch alle diese Szenen, in denen zumeist die Protagonistin und gleichzeitige Erzählerin erwähnt, dass ihr Gegenpart ihr „süsse, heisse Wörter, ohne jedweden Zusammenhang“ während des Akts ins Ohr raunte und wo man (also zumindest ich) sich dann unweigerlich fragt: „Lollipop Sahara! Oder was hat er da nun gemurmelt?“
Okay, süss und zusammenhanglos waren Rykers Äusserungen nun nicht, heiss? Joah, halt vor Allem dirty. Ryker hatte offenbar ein sehr starkes Bedürfnis nach dirty talk, was mich irgendwann sogar schon ein wenig zu nerven begann: Mir persönlich hat er insgesamt da nämlich einfach zu viel gequatscht. So viel, dass ich stellenweise schon überlegt habe, ob sein sexuelles Talent doch so wenig ausgeprägt wäre, dass er durch Dreckigsprech von diesbezüglichen „Mängeln“ ablenken wollte.
Ich räume aber ein, dass mir diese Macke Rykers ihn auch etwas mehr authentisch erschienen liess, da er sonst doch sehr perfekt wirkte, auch wenn ihm anfangs in Kats Gegenwart die Sprache völlig ausblieb und er ihr gegenüber zunächst nur animalische Laute ausstossen konnte.
Das Perfekt-Problem blieb bei Kat von vornherein aus, da der Roman mit dem Feuer startet und hier neben Kats krankhaftem Schlafverhalten (bzw. Nichtschlafverhalten) auch ihre Panikattacken bildlich dargestellt werden.
Hier war mir Kat noch ein wenig unsympathisch, was aber auch daran liegen mag, dass ich vom Wesen her ganz anders bin und mich unruhig und nervös vor sich hin hibbelnde Menschen sehr schnell nerven. So konnte ich es zwar durchaus nachvollziehen, dass Kat nach dem Brand traumatisiert war, aber mir blieb es unerklärlich, wieso sie zuvor schon an einer ausgeprägten Panikstörung gelitten hatte, da ein Auslöser dort nicht benannt wurde. Für mich war sie somit einfach jemand, der sich wohl schon von klein auf gerne unnötig verrückt machte.
Da war mir Claire grad anfangs wirklich deutlich lieber, da sie allen Widrigkeiten mit einer rechten Nonchalance zu begegnen schien und diese Coolness war dann doch eher meins als die von Kat ständig ausgemalten Horrorszenarien, was gewesen wäre, wenn.
Generell heisse ich es allerdings immer gut, wenn auch Romanfiguren nicht sofort „aaaaaaw, der/die ist sooooo süss!“ und „ooooh, die sind so toll zusammen!“ sind, sondern zumindest auch diese eine Kante haben, an der ich mir als Leser die Zähne ausbeisse: Das war hier natürlich gegeben, durch Rykers anfängliche Knurrerei und sein später exzessives dirty talking und eben durch Kats ständige „Aber wenn…“-Grübeleien, die im Verlaufe der Handlung aber auch abschwächten.
Natürlich weiss man gleich, wohin die Geschichte führen wird, aber ich fand es doch spannend, nicht zu wissen, wann die Beiden sich endlich über „kann ich feste Beziehung“ (Ryker) und „kann ich ONS“ (Kat) klar werden und das auch miteinander klären würden.
Gute Genre-Unterhaltung war es allemal: Ich habe den Roman gestern gemütlich in Boyshorts und Tanktop auf dem Balkon sitzend gelesen und die Geschichte passte ja auch ganz gut zur Hitze! ;)
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Gillian Jones: „My Mind’s Eye“ – diese steamy Geschichte konnte mir sehr wohl mein Sonnenbad versüssen!
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„My Mind’s Eye“ von Gillian Jones, erschienen am 30.05.2015
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