Dienstag, 28. Februar 2017

Tara Wyatt: "Chain Reaction"

Alexa Fairfax ist der einzige Spross einer Hollywood-Legende und die jüngste Vertreterin einer aus derlei Legenden bestehenden Dynastie, deren Erfolge vielmehr in Skrupellosigkeit als in Talent begründet sind und die auf extremem Geschäftssinn aufgebaut wurde. Alexa ist nun zwar auch schon durch diverse Ausflüge ins Schauspielgenre aufgefallen, diese hat sie aber eher leidenschaftslos und aus familiärem Drängen heraus bestritten. 

Per Zufall erfährt Alexa bei einem festlichen Abendessen im Elternhaus, dass ihr Vater, der sie durchaus auch schon mal für sich selbst auf eine Besetzungscouch geschickt hat, den Mord an seinem ärgsten Konkurrenten in Auftrag gegeben hat, um die endgültige Befehlsgewalt über die Filmindustrie zu erhalten – und dass seine Lakaien nun noch mehr Leute ausschalten sollen, die durch investigative Tätigkeiten aufgefallen sind, und kurz davor stehen, die Machenschaften hinter den Kulissen publik zu machen. Alexas Vater ist quasi der Pate der Hollywoodmafia – und Alexa als potentielle Kronzeugin nun in Lebensgefahr.

Zack de Luca, aufstrebender MMA-Sportler und als Bodyguard in einer Sicherheitsfirma angestellt, deren Boss zu Alexas Freundeskreis gehört, in dem sich quasi eine Clique aus Leibwächtern und Schauspielerinnen zusammengefunden hat, drängt sich Alexa als persönlicher Bodyguard auf und steht eh schon seit Längerem klammheimlich auf Alexa, die sich wiederum auch längst von Zack angezogen fühlt … und nu sind die Beiden also quasi zu gemeinsam verbrachter Zeit verdammt, ein Team im Kampf gegen die Filmmafia, deren Gemeinschaft von Alexas Vater angeführt wird, der, wie nun bekannt ist, bereit ist, für seine Machtposition über Leichen zu gehen. Und höchstwahrscheinlich auch über die seines einzigen Kindes…

Tara Wyatt: „Chain Reaction“ (Bodyguard Series, Band 3)°°°

Tara Wyatt @Twitter

Bevor man mir ein Rezensionsexemplar dieses Romans nun angeboten hatte,  kannte ich Tara Wyatt nicht und demzufolge auch nicht ihre Bodyguard-Serie, die wie anhand der Kurzbeschreibung von „Chain Reaction“ schon zu erahnen ist, aus Liebesromanen rund um diverse Leibwächter und ihre Schutzbefohlenen , besteht. „Chain Reaction“ ist nun der dritte Band, ihren Anfang nimmt diese Reihe mit „Necessary Risk“* und der zweite Band trägt den Titel „Primal Instinct“*.
„Chain Reaction“ ist nun zwar durchaus in sich geschlossen, aber ich kam mir doch auch blöd war, im Anhang noch die Leseprobe des ersten Bandes vorzufinden, weil mir da erst so richtig bewusst wurde, dass ich ja schon wusste, wer in den ersten beiden Bänden nun verbandelt oder auch wieder getrennt worden war und da Zacks Name bereits am Ende dieses Auszugs vom Anfang erwähnt wurde, hatte ich dann doch das Gefühl, nun irgendetwas nicht mitbekommen zu haben. Obwohl ich während des Lesens nie meinte, nun irgendetwas verpasst zu haben oder nicht verstehen zu können. Nichtsdestotrotz würde ich allen, die mit „Chain Reaction“ liebäugeln, die vorherigen Bände aber nicht kennen, empfehlen, zuvor „Necessary Risk“ und „Primal Instinct“ zu lesen.

Ich stehe „Chain Reaction“ übrigens ein wenig zwiegespalten gegenüber: Eingangs liegt der Fokus klar auf dem Hollywood-Filmwelt-Fairfax-Mafia-Settting. Das fand ich richtig gut; das hatte Flair, Drama und Thrill und liess mich mit Alexa als Protagonistin aber nicht allzu sehr sympathisieren: Sie steht auch als erwachsene, junge Frau noch klar unter dem Pantoffel der Eltern, die sich für den Leser gleich deutlich erkennbar als Idioten entpuppen; der Vater ist machtbessen, die Mutter oberflächlich und ich fand es doch schwierig, Alexa die Rolle des harmlosen, unbedarften Lämmchens abzunehmen, zumal ihr ja bewusst war, dass ihr Vater sie durchaus auch schonmal prostituiert hatte, und ihre Eltern sie immer wieder gen Schauspiel drängten. Dennoch wurde sie als völlig ahnungslos bezüglich der Welt, in die sie hineingeboren war, dargestellt, in welcher sie auch offenbar keinen Anker hatte (also das Klischee des gerne hergenommenen Chauffeurs, Gärtners oder der Haushälterin, die das reiche verwöhnte Gör ihrer Dienstherrn bodenständig halten und mit Liebe versehen). Nee, Alexa schien immer mittendrin gewesen zu sein und ein „normalsterbliches“ Leben nie kennengelernt zu haben, war aber seltsamerweise  doch überrascht, dass dieses elterliche „Hungergefühl“ nach Macht und Schönheit keinerlei moralische Grenzen kannte. (Dabei hatte ihr Vater sie, wie schon erwähnt, ja in der Vergangenheit, und zwar, als sie noch ein Teenager war, zu seinen Gunsten Kollegen als „F***stück“ überlassen gehabt.)
Da fand ich die Figur der Alexa doch als viel zu unbedarft und gutgläubig dargestellt.

Auch Zack nahm ich die „ich bin voll der harte Hund und hab ne ganz grosse Klappe, bin aber schon seit ganz Langem heimlich in Alexa verliebt und ihr gegenüber ganz schüchtern“-Attitüde nicht ab, vornehmlich, da er sie so schon klammheimlich seit einem ganzen Jahr angeschmachtet haben sollte; das passte noch weniger zu ihm als Alexas „Was, mein Vater ist ein machthungriger Mörder?“-Entsetzen zu ihr.

Damit fand ich beide Protagonisten arg überzogen, was nun nicht heissen soll, dass ich sie nicht mochte: Ich fand beide nämlich durchaus sympathisch, aber einige Verhaltensweisen passten für mich eben gar nicht zu den Figuren.

Total klasse fand ich den Hollywood-Thriller um Alexa herum; das war ein spannender Plot, und ich muss zugeben, dass „Chain Reaction“ sich bald als ein Liebesroman entpuppte, in dem mich die Liebesgeschichte echt störte: Als der „romantische“ Teil in den Vordergrund gerückt wurde, wollte ich ihn am Liebsten sofort wieder zurückschieben, weil mich das Filmmafia-Drama und dessen Auflösung sehr viel mehr interessierte. Ich gebe zu: Die „Kitsch-Kapitel“ habe ich irgendwann nur noch überflogen und mir selbst dabei darüber Gedanken gemacht, ob die von Alexas Dad angeführte Filmmafia erledigt werden würde und was das dann auch für Alexas weiteres Leben bedeuten würde. Oder ob statt der Filmmafia eben Alexa von derselbigen erledigt werden würde.

Ich habe „Chain Reaction“ also prinzipiell doch ganz gerne gelesen, grade den Krimiteil fand ich sehr unterhaltend; die ersten beiden Bände zu lesen werde ich vermutlich nicht nachholen, dazu weiss ich nach der „Chain Reaction“-Lektüre nun schon zuviel von den dortigen Inhalten/Ausgängen. Einen nächsten Band würde ich wohl jedoch dann lesen, wenn er von Ian, einem von Zacks Bodyguard-Kollegen, handelte, der in meinen Augen eine sehr interessante, kantige Nebenfigur darstellte und auch am Ende von „Chain Reaction“ noch einen recht spektakulären Auftritt hinlegte. Dessen Geschichte, auch hinsichtlich seiner als noch ziemlich unbekannten, geheimnisvollen geschilderten Vergangenheit, würde ich durchaus gerne lesen, ob nun mit oder ohne Romance-Faktor. Ohne würde mir vermutlich auch schon reichen. ;)
Allerdings ist die Serie bislang doch nur als Trilogie ausgerichtet (und damit nu beendet), aber man hat bekanntlich schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen…

_____


Tara Wyatt: „Chain Reaction“  - ein Liebesroman, der mir rein als Hollywood-Krimi aufgemacht wohl noch besser gefallen haben würde
_____


„Chain Reaction“ von Tara Wyatt, erstmalig veröffentlicht am 28.02.2017
Amazon: Kindle eBook (3,99€)* / Taschenbuch (6,90€ [360 Seiten])*
nicht amazon-exklusiv

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen