Sonntag, 11. September 2016

Piper Lawson: "Play"

In ihren 20ern ist Payton Blake bereits das Nachwuchstalent des Finanzunternehmens, in welchem sie just zur bislang jüngsten Partnerin ernannt worden ist und ein Millionen-Dollar-Deal könnte ihr sogar den ganz besonders fetten Erfolgsbonus sichern, um welchen sie hauptsächlich mit dem schnöseligen Avery konkurriert.
Über ein Privatleben verfügt Payton allerdings nicht mehr, ein solches hat sie längst dem beruflichen Ehrgeiz geopfert.
Dass es sich bei ihrem neusten Vertragspartner mit Max Donovan um den nerdigen Kopf einer Games-Schmiede handelt, sollte ihrem Sozialleben eigentlich auch nicht unbedingt wieder neuen Schwung verleihen können, aber: Der Firmenboss war nicht ganz ehrlich und hat sich einen 20-Millionen-Dollar-Kredit gesichert, um nicht nur ein neues Spiel, sondern eine völlig neue Gaming Engine, auf den Markt bringen zu können – dabei aber unerwähnt gelassen, dass eigentlich 10 Millionen mehr benötigt werden.
An dieser Stelle müsste Payton den Deal eigentlich platzen lassen, aber damit wäre ihr auch jede Chance auf den Bonus genommen, mit welchem  sie doch das Zuhause ihrer Mutter sichern will: Kurzerhand verbringt Payton nahezu jede freie Minute abseits ihres Vollzeitjobs in den Räumen von Titan, um weitere Finanziers zu finden und so die restliche Finanzierung des Projekts sicherzustellen.

Bei dieser Arbeit kommt sie auch dem brummigen Max immer näher, für den es abseits seines Spieleunternehmens jedoch ebenso wenig zu geben scheint wie für Payton abseits ihres Jobs und Payton ist schon bald gewillt, zu beweisen, dass sie ihre Fähigkeiten auch innert der Gaming-Industrie unter Beweis stellen kann – auch wenn sie selbst bisher nie gezockt hat …

Piper Lawson: „Play“°°°


Ich fasse es eingangs bereits kurz zusammen: Das aktuell nur im Digitalformat erhältliche „Play“ kostet derzeit lediglich schlappe 99 Cent und ist zudem ohnehin auch via KindleUnlimited verfügbar, aber meiner Meinung nach ist dieser Roman den knappen €uro mehr als wert!
Denn „Play“ hat mir ganz klar eine grosse Lesefreude bereitet!

„Play“ wird übrigens komplett von Payton erzählt: also ja, Ich-Perspektive, aber nein zu wechselnder Protagonist/Protagonistin-Erzählstimme.

Der Roman fällt prinzipiell auch unter die Rubrik der YA Romances, aber wie schon im kürzlich von mir positiv bewerteten „Right Kind of Wrong“ (Shelly Jones) haben die jungen Erwachsenen auch hier das College bereits hinter sich gelassen und sind schon im Berufsleben angekommen, wobei selbst Payton bereits eine recht steile Karriere hingelegt hat. (Max hatte ohnehin bereits zu Schulzeiten den Grundstein für seine Karriere im Bereich der Spieleentwicklung gelegt.)
Hier sind allerdings beide Hauptfiguren eher von der nerdigen Sorte; Max wird zwar als besonders attraktiv dargestellt, aber er ist eben doch auch in seiner Spielewelt versunken und kein extrovertiertes Genie seiner Zunft.
Dabei ist der Romance-Anteil in diesem Buch übrigens eher gering bzw. nur unterschwellig: Über weite Strecken der Geschichte wirken Payton und Max eher wie Geschäftspartner, die eher unwillig zum Geschäft miteinander gedrungen wurden. Payton ist genervt, dass Max ziemlich eigensinnig und nur wenig kooperativ ist und zudem betriebswissenschaftlich doch sehr lässig agiert, während Max genervt ist, dass Payton ihm aufzeigen will, wie der Hase im Business so läuft, obwohl sie doch nichtmal wirklich weiss, worauf sein Geschäft basiert – so dass Payton letztlich gezwungen ist, auch mal zu zocken.

Da hatte ich anfangs auch die Befürchtung: „Ach du grüne Neune, ist das jetzt ein Buch, in dem ich seitenlang davon lesen muss, dass die Figuren nebeneinander auf der Couch hocken und gegeneinander zocken?“
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich nicht lediglich mit einem Gamer verheiratet bin, sondern dass mein Gamer dazu auch noch zu den Let’s Playern gehört und rein optisch betrachtet ist die Zockerei nichts, was ich mir verschriftlicht allzu interessant vorstellen könnte. Da bestehen die aufregendsten Highlights mitunter darin, dass beim Streamen das Headset ausfällt und wenn mein Männe da so am Zocken ist, da habe ich doch noch nie gedacht: „Mensch, das ist ja feinster Romanstoff!“ ;)
Aber Payton fängt hier zwar nun auch mit dem Gamen an, vornehmlich damit, das vorherige Erfolgsspiel aus Max‘ Mache durchzuzocken, beschreibt dessen Prinzip zwar auch kurz, aber es ist nicht so, dass sich hier seitenlang über Spielemissionen ausgelassen wird, bis man als Leser nur noch Bahnhof und „sie spielt da halt irgendwiesowas“ versteht.
Von daher ist „Play“ auch sehr gut lesbar, wenn man mit Gaming selbst gar nix am Hut hat.

Gefallen hat mir zudem, dass „Play“ auf den ganz grossen Dramamoment verzichtet hat; den „Bösewichtpart“ hatte hier die berufliche Konkurrenz inne, aber die Figuren waren allesamt authentisch, nicht überzogen, eben ganz normale berufstätige junge Erwachsene.
Da war Paytons beste Freundin und Kollegin schon das äusserste Extrem, zeichnete sie sich doch im Besonderen dadurch aus, ihren Mitmenschen gerne Streiche zu spielen, am Liebsten zwar Paytons Konkurrenten Avery, aber auch Payton bekam angesichts ihres beruflichen Aufstiegs unter so vielen männlichen Kollegen von ihr neue Geschäftsvisitenkarten überreicht, die Payton als „Dick Whisperer“ auszeichneten.
Klar war eine Vielzahl der Streiche absolut albern und in einem seriösen Finanzunternehmen völlig deplatziert, aber diese Szenen lockerten die gesamte Geschichte nochmals zusätzlich auf und grad die Fixierung auf Avery mutete sehr schnell wie eine absolut amüsante Hassliebe an.
Ehrlich gesagt begann ich schnell auf einen Folgeband zu hoffen, in dem es mal zwischen diesen Beiden knallt.

Payton wirkte sehr sympathisch und erstaunlich unbefangen für eine junge Frau, die sich innert kurzer Zeit derart auf dem harten Pflaster des Finanzsektors bewiesen hatte, dass man ihr bereits die Partnerschaft zugesprochen hatte; ich muss sagen, da hat mir zuweilen aber auch ein wenig mehr Härte gefehlt, was grundsätzlich aber auch mein einziger Kritikpunkt ist.

Dass die Romanze nicht über Nacht aufkommt, gefällt mir immer sehr gut; da war die Entwicklung hier auch ähnlich wie in „Blue Steal“ (Marnie St Clair) und „Play“ bildete hier einfach eine schöne, glaubwürdige Entwicklung ab.

Letztlich entpuppte sich die zugegeben locker-leichte Lektüre von „Play“ für mich als kleines Highlight, welches mich hervorragend unterhielt und mich mit Charakteren konfrontierte, mit denen ich mich auch in der realen Welt gerne umgeben würde.
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Piper Lawson: „Play“ – erzählt auf lässige Weise eine Geschichte einer ganz normalen Liebe ohne dabei je langweilig zu sein!
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„Play“ von Piper Lawson, Erstveröffentlichung am 14.09.2016
Amazon: Kindle eBook (0,99€)* [gegenwärtig auch innert KindleUnlimited verfügbar]

1 Kommentar:

  1. Huhu!

    Ich hab ehrlich gestanden mit der Gamer-Szene auch nicht viel am Hut, konnte mich nie dafür begeistern, weil ich mich immer relativ rasch angefangen haben zu langweilen :D ... So wie du das Buch beschreibst, könnte es aber trotzdem nach einer wunderbaren Abwechslung klingen. Ich sitze schon seit einiger Zeit an meiner Arbeit über "Humidity Sensors", komme im Moment aber nicht weiter, daher suche ich jetzt etwas, um mir ein bisschen das Hirn frei zu pusten ;). Da dürfte dieses Buch wohl genau das Richtige sein, oder?

    Liebe Grüße
    Marie

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