Samstag, 30. Juli 2016

Rowena Wiseman: "The Replacement Wife"

Luisa, Mitte 30, Mutter des 8jährigen Max, langjährige Ehefrau von Luke, verliebt sich bei einem Wiedersehen Knall auf Fall in Jarvis, einen Freund ihres Bruders: Jarvis entgegnet diese Gefühle, doch auch wenn Luisa in ihrer Ehe längst nicht mehr glücklich ist und Luke und sie eher nachbarschaftlich zusammenleben, will sie sich doch nicht so einfach trennen.
Während Jarvis, der meint, auf sie warten zu würden, und Luisa in einem schwülstig-romantischen intensiven eMail-Verkehr voller Liebesbekundungen versinken, versucht Luisa, einen neugefassten Plan in die Tat umzusetzen: Sie will erreichen, dass Luke sich eine andere Frau verliebt und darum sie verlässt, wobei Luke sich natürlich nicht beliebig verlieben darf, sondern Luisa seine neue Herzensdame auswählen will, die immerhin auch die Stiefmutter ihres Sohnes werden würde.

Fortan gibt Luisa Luke also regelmässig mehr als nur subtile Hinweise, dass ihre Ehe völlig stillsteht, und fragt ihn zudem über diverse Frauen auf ihrem Radar aus (wie steht er beispielsweise zu Rothaarigen?), während sie ihn kontinuierlich auf ihre erwählten potentiellen Partnerinnen zuschubst.

Aber als Luke sich tatsächlich mit einer der Damen besser zu verstehen scheint, schreckt Luisa auf, denn plötzlich beginnt Luke sich zu verändern und wird mehr und mehr wieder zu dem Mann, in den sie sich dereinst verliebt hatte.
Nichtsdestotrotz: Luke neu zu verbändeln war doch aber ihr Plan, und mit Jarvis wartet unbändige Leidenschaft auf sie?! 

Rowena Wiseman: „The Replacement Wife“°°°


Ohjeh, wie doof ich Luisa anfangs doch gefunden habe!
Der Roman beginnt damit, wie sie Jarvis auf der Feier zum 40. Geburtstag ihres Bruders wiedersieht, und wie sich daraufhin eine Online-Romanze zwischen den Beiden entspinnt. Dabei scheint nach einer Handvoll eMails für Luisa klar zu sein, dass sie ihre Familie sitzen lassen will, weil das mit Jarvis die ganz, ganz grosse Liebe sei.
Er gibt sich verständnisvoll, beteuert wieder und wieder, dass er auf sie warten wird, denn Luisa lehnt persönliche Treffen so lange ab, wie sie braucht, um sich von Luke zu lösen.
In „The Replacement Wife“ tritt Luisa als Ich-Erzählerin auf und das Einzige, was man über Jarvis vernimmt, sind eigentlich ihre wiederholten Schwärmereien, wie intensiv dessen schriftlich übermittelten Gefühle sind. (Nun ja, Luisa ist Mitte 30 und da Jarvis ein Freund ihres 40jährigen Bruders ist und Luisa eingangs erwähnt, vor Jaaaaahren in ihn verknallt gewesen zu sein, wird Jarvis auch in einem eher gestandenen Alter sein und das, was ich so über seine eMails las, fand ich doch eher ein wenig creepy und dachte mir nur, dass mit dem Typ ja auch irgendwas absolut nicht stimmen könne. Angesichts seiner immensen, überbordenden Gefühle für Luisa und der Tatsache, dass sie eben nicht Tausende von Kilometern entfernt wohnte, fand ich es sehr merkwürdig, dass er sich tatsächlich mit dieser elektronischen Liebe zufrieden geben sollte.)
In Bezug auf Luke quengelt sie eigentlich nur rum, sowohl rein erzählerisch als auch direkt bei Luke; so hatten die Beiden wohl seit über einem Jahr schon keinen Sex mehr, aber anstatt dass sie da mal die Initiative ergriff, beschwerte sie sich ständig bei Luke, dass nichts mehr lief, und heulte einem als Leser hernach wieder vor, dass Luke auch in der folgenden Nacht nicht über sie drübergerutscht war.

Ihr Plan, Luke die Arschkarte als Ehebrecher zuzuschieben, klang eingangs schon reichlich hirnverbrannt; dabei ging Luisa nun auch nicht besonders zaghaft vor und spätestens bei Anfragen wie: „Wie findest du Rothaarige? Meinst du, ob die auch rotes Schamhaar haben? Schau mal, die Rothaarige da drüben, könntest du dir vorstellen, mit ihr Sex zu haben?“ fand ich es eher bemerkenswert, dass Luke nicht längst die Flucht ergriffen hatte.
Für ihn muss Luisa, die teils abends Nachhilfeunterricht für Max ansetzte (zu dessen üblicher Schlafenszeit) und sich dann mal mit dem Sohn aus dem Staub machte, damit Luke und die Nachhilfelehrerin ungestört wären, so langsam doch auch einen verstärkten Knall gehabt haben?!

Nachdem ich mich mit Luisa, die wie die Karikatur einer unglücklichen Ehefrau wirkte, abgefunden hatte, fand ich die Geschichte dann auch recht vergnüglich: Luisa hat mitunter sehr seltsame Auswahlkriterien (wie beispielsweise den Besitz eines Thermomix; gemäss Luisa gibt es nämlich Thermomix-Menschen und Kein-Thermomix-Menschen, die miteinander nicht kompatibel sind).
Aber eigentlich interessierte mich weniger, ob Luisa es gelingen würde, Luke zu verkuppeln, sondern ich fand es viel spannender zu erfahren, ob Luke; andere Frau hin oder her; nicht nu einfach mal endgültig die Schnauze voll von Luisas Anwandlungen haben würde.
Nun ja, als Luke dann tatsächlich mal mit einer der „Ersatzfrauen“ mehr als drei Worte wechselte, kam bei mir schon eine gewisse Schadenfreude auf, als Luisa völlig von der Tatsache überrascht wurde, dass Luke plötzlich wieder viel umsorgender auftrat. Da kamen dann die ersten „sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst“-Momente auf, zumal Luisa sich selbst nun auch an ihre frischverliebte Zeit mit Luke zurückerinnerte und eher skeptischer zu werden begann, wie toll ihre Zukunft mit Jarvis, einem eher mittellosen Künstler, werden könne und ob die aktuell intensive Schwärmerei auch in einem strengeren Alltag bestehen würde können.

„The Replacement Wife“ ist kein typischer Liebesroman und auch keine „heitere Frauenlektüre“, die einen nur zum Schmunzeln bringen soll; ich werde auch nicht spoilern, wer am Ende mit wem oder ohne wen glücklich oder unglücklich ist, aber da hat der Roman doch eine recht eindeutige Botschaft und kommt definitiv mit keinem 0815-Happy-Ending daher, sondern fällt schon ein wenig komplexer aus.
Ich würde die Geschichte eher als Drama in leidlich witziger Verpackung bezeichnen.

Dieser Roman Wisemans ist aktuell nur im digitalen Format verfügbar; die Länge einer Printausgabe wird auf 131 Seiten geschätzt, wobei mir das nun ein wenig kurz erscheint. Ich hatte das eBook zwar doch recht schnell ausgelesen, aber ich würde ihm vom Gefühl her doch leicht 50 Seiten mehr zugestanden haben.
Bei „The Replacement Wife“ handelt es sich zudem um einen australischen Roman; es kommen auch zwei, drei australische Ausdrücke vor, aber diese Begrifflichkeiten werden immer sogleich geklärt, so dass man nicht wie der Ochs vor’m Berge vor diesen Wörtern hockt und sich wundert, was sie bedeuten sollen.
Also auch wer nur mit britischem oder amerikanischem Englisch vertraut ist, sollte sich von der Australität dieses Romans nicht schrecken lassen.
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Rowena Wiseman: „The Replacement Wife“ – würde mich noch besser unterhalten haben, wäre die Protagonistin nicht ganz so albern-doof gewesen!
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„The Replacement Wife“ von Rowena Wiseman, erschienen am 01.09.2015
Amazon: Kindle eBook (4,82€)*

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