Mittwoch, 13. Juli 2016

Mary Karlik: "Hickville Confessions" ("Hickville High", Band 2)

Ryan Quinn blickt in ihren noch sehr jungen Jahren bereits auf ein bewegtes Leben zurück; auf den vergangenen Teil ihrer Jugend mit all seinen Eskapaden ist sie nicht besonders stolz.
In ihrem neuen Wohnort gibt sie sich völlig anders, ist sogar dem Purity Club ihrer Schule beigetreten und bemüht sich, alles und jeden zu meiden, das bzw. der sie an ihren alten Lebensstil erinnern könnte.
Justin Hayes ist so ein Typ, dem sie unbedingt aus dem Weg gehen sollte…

Justin ist wütend. Vor Allem auf Austin, den Mitschüler, zugleich sein Teamkamerad in der schulischen Footballmannschaft, der Justins Schwester getextet hatte, während sie Auto fuhr. Sie ignorierte ihr Handy nicht; der folgende Autounfall war tödlich. In Justins Augen ist Austin schuld am Tod seiner Schwester.
Justins Vater hat sich bis zum Hals in seiner Arbeit im Krankenhaus vergraben, während Justins Mutter in Depressionen zu ertrinken droht.

Nach dem Homecoming Ball wird Ryan von einigen ihrer neuen „Freundinnen“ aus dem Purity Club in einen Brunnen gedrängt: Zunächst meint Ryan, sie würde hier einem Initiationsritus unterzogen, doch offensichtlich ist ihr alter Lebensstil aufgeflogen und als „dreckige Schlampe“ soll sie auf Geheiss der Anführerin Macey nun mit drahtigen Küchenschwämmen saubergeschrubbt werden.
Als Justin zufällig vorbeikommt und Ryan aus den Fängen der kleinen Gruppe retten kann, ist sie bereits blutig und wund geschrubbt; später wird sie sich aufgrund ihrer Verletzungen gar einer kleinen gesichtskosmetischen Operation unterziehen müssen.

Plötzlich ist Ryan einmal mehr das skandalöse Gesprächsthema Nummer Eins und während sie damit hadert, wieso sie sie nun wegen ihrer Vergangenheit angegriffen wird, von Menschen, die sie gar nicht kennen, sieht sich Justin mit dem immer schlimmer werdenden Zustand seiner Mutter konfrontiert, die ebenso wie Justin die Schuld am Tod der Tochter bei Austin sieht…

Ryan und Justin freunden sich vorsichtig an, entwickeln eine seltsame Beziehung zueinander, in der zunächst jeder zu scheu und ängstlich zu sein scheint, dem Anderen wirklich zu vertrauen und in sein Leben, auch mit all seinen Aspekten, Einblick zu gewähren. …

Mary Karlik: „Hickville Confessions“°°° (Hickville High, Band 2)


“Hickville Confessions” ist der zweite Band der “Hickville High”-Reihe: Im ersten Band „Welcome to Hickville High“ spielt Ryans Schwester Kelsey die Hauptrolle und in jenem Roman würde man Ryan also auch bereits kennenlernen können. Zudem ist Austin im ersten Teil die männliche Hauptfigur, so dass man hier auch bereits mehr über den Autounfall erfahren könnte, bei dem nicht nur Justins Schwester, sondern auch zwei ihrer Freundinnen, darunter Austins Schwester, starben.
Ich hatte „Hickville Confessions“ als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, von welchem es hiess, man könne die Geschichte auch sehr gut ohne Kenntnis des Vorgängers verfolgen. Dem möchte ich allerdings ein wenig widersprechen, da man hier direkt mit dem Angriff der Purity-Club-Mitglieder auf Ryan sowie auf Justin trifft und erst noch zwischen den Zeilen herauslesen muss, wie Ryan sich früher gab und vor Allem aber, was es mit Justin bzw. seiner Schwester auf sich hat.
Ich konnte die Vorgeschichte letztlich in akzeptabler Weise nachvollziehen, aber soooo einfach empfand ich es nun nicht.

Die Hickville-High-Reihe soll grundsätzlich als Trilogie auftreten; nach „Welcome to Hickville High“ und „Hickville Confessions“ ist im letzten Sommer zwar bereits ein drittes Buch erschienen, wobei „Horseplay“ offiziell als Band 2.5 aufgeführt wird und wohl nur eine zwischengeschobene story sein soll.
So ganz erschliesst sich mir der Sinn hiervon nicht, denn „Hickville Confessions“ endet mit einem kleinen Cliffhanger, der ganz offensichtlich darauf abzielt, die dritte der Quinn-Schwestern als nächste Protagonistin einzuführen. In der Kurzbeschreibung zu „Horseplay“ sind allerdings völlig andere Personen angeführt; am Ende meines „Hickville Confessions“-Exemplars befand sich auch eine Leseprobe – und ich habe absolut gar keine Ahnung, wer die Figuren aus „Horseplay“ sind oder was sie mit den „Hickville High“-Geschichten rund um die Quinn-Schwestern zu tun haben sollen.

„Hickville Confessions“ war für mich nun ein eher ermüdendes Buch; der Roman ist „extern erzählt“, das heisst, weder Ryan noch Justin treten hier als erzählende Figuren auf. Zudem wird nicht kapitelweise zwischen den Beiden gewechselt, sondern der Fokus lag mal über drei Kapitel hinweg auf Ryan, wechselte dann für zwei Kapitel zu Justin, ehe Ryan in nur einem Kapitel im Mittelpunkt stand, ehe wiederum Justin über vier Kapitel hinweg fokussiert wurde.
Für mich war dieser Rhythmus so unregelmässig, dass ich unsicher wurde, wer nun eigentlich die Hauptfigur sei, ob tatsächlich beide gleichberechtigte Hauptfiguren sein sollten und weiterhin begann es mir schwerzufallen, mich auf die beiden Erzählstränge wirklich einlassen und sie gleichberechtigt gewichten zu können.

Ich hatte durch dieses Unstete auch das Gefühl, sowohl Ryan als auch Justin nicht weiter einschätzen zu können, abgesehen davon, dass ich es nicht verstanden habe, wieso Ryan überhaupt dem Purity Club beigetreten war. Dies wurde zwar leidlich damit erklärt, dass sich dahinter eine Art Schutzfunktion verbergen sollte, vonwegen „gar nicht erst in Versuchung geführt werden“, aber die Hickville High und die gesamte Gegend drumherum wirkten auf mich nun nicht wie ein verruchtes oder gar gefährliches Pflaster, auf dem böse Versuchungen in Zwei-Meter-Abständen lauern würden.
Noch weniger konnte ich allerdings nachvollziehen, wieso Justin immer wieder als Bad Boy hervorgehoben wurde: Justin war ein Junge, der von der unverarbeiteten Trauer um seine Schwester einfach völlig niedergemacht wurde und in dessen Familie ihr Tod mehr oder weniger ein Tabu-Thema war. Aber es ist mir unerklärlich, was an ihm weiterhin so „schlimm“ gewesen sein sollte.
„Hickville Confessions“ konnte mich zudem nicht so recht überzeugen, da ich hier einfach keinen klaren roten Faden zu erkennen vermochte. Klar, sowohl Ryan als auch Justin hatten einen unschönen Hintergrund und mussten jetzt beide wieder oder immer noch mit den Folgen kämpfen, aber ich habe die Darstellung hier immer nur als sehr kameradschaftlich empfunden und war eher überrascht, dass schon recht früh sowas wie Liebe ins Spiel gebracht wurde. Diese Intensität war mir selbst nicht übermittelt worden.

Mein Hauptproblem war aber definitiv, dass hier wirklich grosse Themen angesprochen wurden (Mobbing, Gewalt, Suizidalität, Verrat, Trauer…), aber dass sie innerhalb des Romans teils nur grob angerissen werden konnten, weil die Geschichte einfach nicht Platz für mehr bot. Mir wurden auch zu viele Probleme von Nebenfiguren angeschnitten (wie z.B. der familiäre Hintergrund Maceys, der später gar nicht weiter thematisiert wurde): Das war als würde Schwieriges um Schwieriges an einem vorbeiziehen, aber kaum aufgedröselt und schon gar nicht gelöst werden.
Grade in Bezug auf Ryan gelangte ich irgendwann an einen Punkt, an dem ich nicht mehr wusste, worum es nun hauptsächlich ging: den Umgang mit dem zuletzt stattgefundenen Angriff, die Aufarbeitung der Vergangenheit, Neugewinn der Selbstsicherheit, Entwicklung einer Kämpfernatur, persönliches Engagement in der Öffentlichkeit…
Bei Justin schien die Sache klar zu sein: sein Umfeld und ihn wurde vom Tod der Schwester beherrscht, aber Ryans Eingangsproblem verlor sich in derart vielen Abzweigungen, dass ich mich an keinem roten Faden entlanghangeln konnte.
Grundsätzlich wurden in „Hickville Confessions“ sehr viele interessante und auch wichtige Thematiken angesprochen, aber ich empfand es letztlich als „zu viel gewollt“. 

Im Nachhinein finde ich es auch ärgerlich, dass der Cliffhanger weiterhin auf Familie Quinn abzielt, der nachfolgende Roman „Horseplay“ aber zumindest eingangs in gar keinem Zusammenhang  mit dem Ende der „Hickville Confessions“ steht und die dort auftretenden Figuren gänzlich unbekannt sind. So erinnert mich das ein bisschen an ein zusätzliches Theaterstück in der Pause zwischen zwei Akten.
Die „Horseplay“-Leseprobe hat mich auch absolut nicht neugierig gemacht bzw. nach dem Schlussabsatz von „Hickville Confessions“ hatte ich einen kleinen „Oho!“-Moment und wäre an dieser Stelle durchaus zum Weiterlesen bereit gewesen; die Leseprobe des Nachfolgebands hätte durchaus in der Lage gewesen sein können, mein weiteres Interesse an der Reihe doch noch zu entfachen. Wäre die Geschichte fliessend fortgeführt worden, hätte ich mich höchstwahrscheinlich dazu entschlossen, den nächsten Band doch auch zu lesen, um den exakten Hintergrund einer am Ende von „Hickville Confessions“ getroffenen Aussage kennenzulernen.
Aber so dachte ich nun nur: „Naja, dann ist auch egal. So wichtig isses mir nicht.“
Der offiziell dritte Teil „Hickville Redemption“ ist ohnehin noch nicht erschienen, soll allerdings in der nächsten Zeit veröffentlicht werden.

Ich weiss nicht, ob ich „Hickville Confessions“ als flüssiger zu lesen empfunden hätte, würde ich „Welcome to Hickville High“ zuvor gelesen haben; schlecht erzählt fand ich die Geschichte nicht, sondern mit all ihren Elementen lediglich ein wenig überfordernd und konfus werdend.
Jedenfalls kann ich es nicht empfehlen, mit dem zweiten Teil einzusteigen. Generell würde ich nicht unbedingt zum Erwerb von „Hickville Confessions“ raten; für mich war der Roman auch kein eindeutiger Flop, aber für mich konnte er eben auch nicht aus dem unteren Mittelfeld herausstechen.
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Mary Karlik: „Hickville Confessions“ – eher nur für grundsätzlich schon ab dem ersten Band an der Reihe Interessierte!
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„Hickville Confessions“ von Mary Karlik, erschienen im Mai 2015
Amazon: Kindle eBook (3,99€)* / Taschenbuch (13,99€ [338 Seiten])*   

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