Montag, 16. November 2015

Colleen Hoover: "November 9"

Die heute 18jährige Fallon, selbst Tochter eines leidlich bekannten Schauspielers, war einst ein aufsteigender Teenie-Star, die Hauptrolle in einer Detektiv-Jugendserie spielend. Doch nachdem sie mit 16 Jahren bei ihrem Vater übernachtet hatte, dessen haus in dieser Nacht abbrannte, wurde Fallon, die sich einer langwierigen Behandlung unterziehen musste und deren Äusseres nach wie vor von Brandnarben gekennzeichnet ist, als Darstellerin ersetzt.
Heute arbeitet Fallon weitgehend als Hörbuchsprecherin. Das Schauspielern will sie jedoch nicht aufgeben, weswegen sie nun nach New York ziehen mochte, da sie hofft, dass dort im Gegensatz zu Los Angeles, wo das Aussehen einer der wichtigsten Faktoren in der Showbranche ist, auch markige Typen akzeptiert und gesucht werden.

Wenige Stunden vor ihrem Abflug nach New York begegnet sie Benton, der auf eine Karriere als Autor hofft, und ihr aus einer bedrängten Lage heraushilft, indem er sich kurzerhand als ihr fester Freund ausgibt.
Hernach verbringen Fallon und Ben noch die restliche Zeit bis zu Fallons Abreise miteinander, fühlen sich voneinander angezogen, haben Spass miteinander, verstehen sich hervorragend und sind sich einig, dass ihr Kennenlernen der Anfang eines Liebesromans sein könne.

In diesem Zusammenhang beschliessen sie, dass dies Bens künftiger Roman sein soll und dass sie sich während der nächsten fünf Jahre stets am 09. November treffen wollen, ohne abseits dieses Datums Kontakt zueinander zu haben, um zu sehen, wohin das Leben sie führt, ob das Leben sie tatsächlich zueinander führt, ob Bens Roman ein happy ending haben wird. …

Aber jeder Roman braucht ein Spannungsmoment, ein Geheimnis, eine überraschende Wendung – und so ist Fallon später verunsichert, ob sie für Ben nicht nur Mittel zum Zweck, ein Wegstück auf dem Weg zur spektakulären Handlung, gewesen ist oder ob Ben wirklich nur ihre Geschichte erzählt hat, aber wenn diese auf den wahren Begebenheiten beruht: wie soll sie da noch glücklich enden können?

Colleen Hoover: "November 9"


Wow…

Colleen Hoover ist den Meisten sicher aufgrund der Will&Layken-Romane ein Begriff, wobei ich hier auf dem Blog in entsprechenden Rezis ja schon kundgetan habe, dass mir da sowohl j.leas „Worthy of Love?“ als auch insbesondere „Loving Mr Daniels“ von Brittainy Cherry, was ich ja sehr zu lesen geliebt habe, noch besser gefielen.
Mit „November 9“ hat mich Colleen Hoover nun aber wiederum vollends für sich vereinnahmen können: Ich finde, dass dies bisher ihr absolut stärkstes Werk ist.

Anfangs hatte ich dabei noch ein wenig „Schwierigkeiten“, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, wie es textlich umgesetzt sein sollte, dass man Fallon und Ben während eines fünf Jahre langen Zeitraums quasi einzeln betrachten sollte, in dem sie sich nur einmal jährlich treffen würden.
Das zugehörige Taschenbuch ist dabei ja auch nur 310 Seiten lang: Das erschien mir wenig Raum, um darin zwei unterschiedliche Leben fünf Jahre lang zu schildern und sich diese dabei auch noch kreuzen zu lassen.
Tja, letztlich funktionierte es ganz einfach: Nach der ersten Begegnung, dem Kennenlernen an einem 09.11., sprang die Geschichte gleich weiter zum nächsten 09.11., um später wieder ein Jahr in die Zukunft zu hopsen.
Man liest also vornehmlich nur von Fallons und Bens Treffen und erfährt dort durch deren Gespräche, was sich innert des letzten Jahres für die Zwei so alles geändert hat.
Das fand ich so dann auch natürlich ganz gut gelöst, weil man so nicht alles doppelt vorgesetzt bekam, man es also nicht einmal „live“ mitbekam, um dann später beim Wiedersehen nochmals alles zusammengefasst zu bekommen.

„November 9“ ist abwechselnd aus der Sicht von Fallon und Ben geschildert, so dass man also auch tiefere Seelen-Einblicke erhielt; übrigens hatte ich dennoch das Gefühl, dass sich „November 9“ weitaus mehr auf Fallon konzentrierte, so schien sie mir eine sehr viel präsentere Erzählerin zu sein.
Dennoch hatte ich nicht das Gefühl einer klaren Unausgewogenheit zwischen den beiden Erzählperspektiven.

Was mich an dieser Geschichte sehr fasziniert hat, war der Umstand, dass die Protagonisten in diesem Fall ihre Geschichte zu einem möglichst realitätsgetreuen Roman ausbauen wollten; mir erschien die gesamte Handlung so nahezu doppelt lebendig.
Später werden übrigens auch Sequenzen aus Bens Manuskript wiedergegeben, die sich fliessend in den Kontext einfügen, weil hier ja eben Fallons und Bens wahre Geschichte widergespiegelt werden soll; ach, ich fand das ganz raffiniert, zumal der Höhepunkt Hoovers Geschichte identisch mit der Wendung in Bens Rohfassung war und das Geschriebene hier endgültig auch mit Fallons Realität verschmolz, ohne dass man zunächst wusste, ob Ben hier nun einfach völlig ins Fiktionale abgedriftet war oder er eine wahre Vergangenheit abbildete.  

Die Wendung fand ich in diesem Fall übrigens absolut überraschend; niemals hätte ich mit diesem plot twist gerechnet! Das hat mich wirklich ein wenig schockiert und auch erschüttert.
Auch vom Spannungsfaktor her habe ich noch nie einen Roman Hoovers derart ausgeprägt erlebt.

Weiterhin fand ich beide Hauptfiguren sehr authentisch und auch sympathisch (weswegen mich die doch recht böse Wendung auch erschrak); ich habe ihnen die gemeinsame Wellenlänge auch von Anfang an abgenommen und es war einfach allerliebst, wie sie immer wieder auch darüber witzelten, nun eine echte, in Schriftform gebrachte, Geschichte zu erleben und welche Klischees eigentlich dazugehören müssten (eine wunderbare Szene spielt sich ab, als Fallon am Flughafen noch vor der Sicherheitskontrolle warten muss!).
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Colleen Hoover: „November 9“ – fand ich einfach grossartig!
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