Dienstag, 28. Juli 2015

Lauren Layne: "Frisk Me"

Lauren Layne: „Frisk Me“ (New York’s Finest, Band 1)°°°


Luc(a) Moretti, Officer des New Yorker Police Departments, gilt als ein Musterbeispiel eines amerikanischen Heldens: So sprang er einem kleinen Mädchen hinterher, welches in den East River gestürzt war, zog es an Land, wo er es erfolgreich belebte, während ein anwesender Tourist alles unbemerkt filmte und das entstandene Video später auf YouTube hochlud, so dass es virale Wellen zu schlagen begann. In Folge wurde zudem ein weiterer Clip entdeckt, auf dem zu sehen ist, wie Luc seinen Wintermantel einem Obdachlosen schenkt.
Nachdem das NYPD zuletzt einige Negativschlagzeilen verkraften musste, lassen sich Lucs Vorgesetzte der besseren PR wegen nur zu gerne auf eine Fernsehdokumentation ein, die Lucs Heldentaten thematisieren und den Zuschauern auch den Privatmann hinter dem Polizeiabzeichen vorstellen soll.
Luc ist zwar überhaupt nicht interessiert und würde die Teilnahme an der Reportage lieber verweigern, aber Befehl ist Befehl.
Auch wenn er sich insgeheim immer noch vorwirft, dereinst streng nach Befehl vorgegangen zu sein, obwohl sein Instinkt ihm anderes sagte, als letztlich sowohl ein Entführungsopfer als auch sein Partner ihr Leben lassen mussten.

Ava Sims ist TV-Journalistin und stammt aus einer zielstrebigen, erfolgsverwöhnten Familie, die Ava regelmässig direkt und indirekt vorhält, dass sie –noch immer- keine Hauptnachrichtensprecherin ist.
Doch jene Stelle soll bei dem Sender, für den sie arbeitet, in Kürze neu besetzt werden und Ava weiss: Schlägt die Moretti-Reportage, mit der sie betraut ist, ein, kann sie ihr den Weg zum Sprecherstuhl ebnen.

Zwar sind Luc und Ava anfangs wie Hund und Katz; er erkennt ihr die gesetzeslose Frau, die in der Vergangenheit eine hitzige Diskussion wegen Falschparkens mit ihm angezettelt hat, während er für sie der Polizist ist, der ihr einen völlig sinnlosen Strafzettel aufgebrummt hat (den sie übrigens bis heute nicht bezahlt hat). Aber schon bald werden auch sie vertrauter miteinander; Lucs Familie, die der Dokumentation anfangs ebenfalls sehr skeptisch gegenüberstand, ist nach einem persönlichen Kennenlernen sofort sehr angetan von Ava. Seine Grossmutter erklärt Luc gar umgehend, sie bräuche Avas Gebärmutter für seine Kinder.
Aber Ava bemerkt, dass Luc etwas vor ihr zu verbergen scheint, doch wie weit ist sie bereit, für die Reportage zu gehen? Ist sie bereit dazu, in Lucs Vergangenheit zu graben und aufzuwühlen, was er offensichtlich nicht hervorholen will – und wie sehr ist der Posten der Nachrichtensprecherin überhaupt ihr Ziel und nicht das ihrer Familie?

Ich habe selten einen Roman von Lauren Layne so erwachsen erlebt wie „Frisk Me“, den in sich geschlossenen Auftaktband ihrer neuen „New York’s Finest“-Serie rund um die Moretti-Brüder.
Dieser zeitgenössische Liebesroman erinnerte mich weithin eher an ein Selbstfindungs- und Reflektionsdrama als an eine Romanze: Das Thema von Lucs und Avas Beziehung zueinander wurde deutlich von Ava, die sich über ihre eigenen Lebenspläne klarzuwerden versuchte, und Luc, der einem vergangenen Fall und seinem diesbezüglichen Schuldbewusstsein zwecks Aufarbeitung entgegentreten musste, dominiert.
Stellenweise fragte ich mich da sogar, ob es sich hierbei tatsächlich um eine Liebesgeschichte handeln sollte; schmachtig (aber schön!) ist hier eigentlich nur die Schlussszene.
Trotz dieser ernsteren Auseinandersetzungen mit sich selbst, in denen sich sowohl Luc als auch Ava wiederfanden, war „Frisk Me“ doch angenehm leicht zu lesen.

Für einen enormen Unterhaltungsfaktor sorgte dabei insbesondere Lucs Familie, allen voran seine 82jährige Grossmutter, die neuerdings auf Yoga schwörte und gerne die Vorzüge von Push-Ups betonte.
Wer Grossmutter Nadine aus Rachel Van Dykens „The Bet“-Reihe liebte, wird figurenmässig auch mehr als angetan von Oma Moretti sein, die hier ebenfalls für die ein oder andere schräge Aktion gut war!

Sowohl Luc als auch seine Brüder sind beim NYPD tätig, der inzwischen pensionierte Vater war dereinst sogar der Polizeichef: Die gesamte „New York’s Finest“-Reihe wird sich also um sexy, italienischstämmige Typen in Uniform drehen. Huuuui! ;)

Mir hat „Frisk Me“ wirklich gut gefallen, trotz der Kurzbeschreibung hatte ich angesichts  des Covermotivs nun eher einen erotisch-düsteren Roman erwartet, aber das blieb aus: Hierbei handelt es sich tatsächlich um eine zwar nicht sexfreie, aber eben sexuell auch nicht zu sehr ins Detail gehende, Erzählung.

Der Roman wird übrigens von aussen erzählt, diese Geschichte wird also nicht in der Ich-Form wiedergegeben!

In diesem Fall weiss man relativ viel von Anbeginn an: Zwischen den Zeilen scheint mehr als deutlich durch, dass Ava gar nicht unbedingt so sehr danach strebt, die Hauptnachrichtensprecherin zu werden. Dass Luc immer wieder gedanklich zur Szenerie, in welcher sowohl sein damaliger Partner als auch das Opfer eines Verbrechens starben, zurückkehrt und sich diesbezüglich Selbstvorwürfe macht, wird ebenfalls sehr klar gezeigt: Hier erfährt man allerdings erst sehr spät, was genau damals eigentlich vorgefallen ist und kann von daher zunächst gar nicht beurteilen, ob Luc sich zu Recht selbstkasteit oder ob er das Ganze einfach nur mit einem Tunnelblick betrachtet, der ihn als Schuldigen erscheinen lässt.
So entstand auch ein gewisser Spannungsmoment, da man einfach nicht beurteilen konnte, inwiefern Luc tatsächlich der propagierte amerikanische Held war bzw. inwiefern auch er doch einige Leichen im Keller vergraben hatte.
Da schwankte ich dann auch ein wenig, nach dem Motto: „Eigentlich mag ich dich ja, aber was, wenn du es damals wirklich so richtig verbockt hast und wegen dir zwei Menschen gestorben sind?!“
Auch Ava begegnete ich eher zwiegespalten: Sie selbst dachte auch schon sehr früh darüber nach, welche Karriere sie überhaupt persönlich anstrebte und hier merkte man schon, dass es ihr eigentlich gar nicht so wichtig war, sich über diese Dokumentation nun profilieren zu können. Da fand ich es dann überflüssig und inkonsequent, dass sie doch unbedingt so sehr Profi bleiben wollte als dass sie nicht doch irgendwann automatisch einen Cut zog, als Lucs polizeiliche Vergangenheit ins Spiel zu kommen schien.
Nicht, dass sie mir unsympathisch gewesen wäre, aber in dieser Hinsicht habe ich sie innerlich doch häufiger angefeuert, einfach alles hinzuschmeissen bzw. zu sagen: „Gut ist; weiter muss man nicht in die Vergangenheit zurückgehen.“

Aber ich fand es doch schön, dass keine der Figuren hier völlig geleckt erschien, sondern sogar im Falle der Nebenfiguren auch häufig auf deren Schwächen hingewiesen wurde; das wirkt doch definitiv authentischer als übertriebene Perfektion der Charaktere!

Ich bin immer noch ganz happy, dass ich an der Promotion dieses Titels mitwirken durfte (ein paar Tage könnt ihr übrigens noch am offiziellen Giveaway teilnehmen, bei dem es eben mitunter auch „Frisk Me“ für euch als Lektüre zu gewinnen gibt), weil ich eben ohnehin ganz offen zugegeben ein Layne-Fan bin und dass ich auch ein Rezi-Exemplar zur Verfügung gestellt bekommen habe, das mich eben doch sehr überzeugt hat. Ich freue mich wirklich schon auf den Fortgang dieser Serie!
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Lauren Layne: „Frisk Me“ – liess mich weiterhin eine erklärte Layne-Anhängerin bleiben!
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„Frisk Me“ von Lauren Layne, veröffentlicht am 28.07.2015
Amazon: Kindle eBook  (3,99€)* / Taschenbuch (5,84€ [384 Seiten])*
Thalia CH: Taschenbuch (CHF 12,40)*



1 Kommentar:

  1. hui, das klingt gut ... wird die Autorin auch mal übersetzt? Ich lese zwar auch sehr gerne auf Englisch, aber im Moment habe ich dafür ehrlich nicht die Geduld.

    lg
    Marie

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